Sonntag, 9. Mai 2021

Cu Bocan Online Tasting mit Signature, Creation #1 und #2 sowie drei Fassproben (Tomatin Distillery)

Mein allerster Single Malt, den ich bewusst getrunken habe, war der Tomatin 12yo. Schon allein aus diesem Grund habe ich eine besondere Beziehung zu dieser Destillerie, die mich schon mit vielen Abfüllungen begeistern konnte. Was ich allerdings bisher noch nie im Glas hatte, waren die rauchigen Versionen, die unter dem Namen Cu Bocan abgefüllt werden. Deshalb habe ich mich sehr über die Möglichkeit gefreut, an einem Online Tasting mit Brand Ambassador Scott Anderson teilzunehmen, das mal wieder von Basti von whiskygermany (schaut mal auf Instagram) organisiert wurde. Wie bei Basti üblich waren die Samples zunächst blind abgefüllt, allerdings wurde nach jedem Sample aufgelöst, was wir im Glas hatten. Neben den drei aktuell erhältlichen Abfüllungen in Form des Signature sowie des Creation #1 und #2 waren es in diesem Fall auch drei Fassproben, die die Zusammensetzung des Signature widerspiegelten. Ich kann schon vorwegnehmen, dass es ein sehr interessanter und unterhaltsamer Abend mit tollen Whiskys war. Die Details möchte ich Euch aber auch nicht vorenthalten.


Mit einer Stunde Verspätung ging es los, denn Scott und Basti hatten sich nicht darüber ausgetauscht, ob es sich um britische oder deutsche Zeit handeln sollte. Scott musste also erst einmal seine Kinder ins Bett bringen, bevor es für uns den ersten (offiziellen) Dram gab. Nachdem das erledigt war, gab es zum Start den Cu Bocan Signature mit 46% ins Glas, der offiziell keine Altersangabe trägt, aber mindestens neun Jahre alt ist. Der Tropfen stammt zu 60% aus Bourbon-Fässern, zu 25% aus First Fill Oloroso Fässern und zu 15% aus Virgin American Oak. Diese Mischung sollte uns später noch einmal begegnen, aber ich möchte auch nicht zu weit vorgreifen. In der Nase gibt es bei diesem Tropfen Nuss, viel Süße, Zuckerwatte, Sahnebonbons und eine leicht speckige Note. Am Gaumen wiederholt sich dies praktisch, allerdings mit etwas mehr Rauch. Laut Scott ist dies der perfekte Whisky für einen Hauf`n`Hauf, also einen Whisky und ein Bier. Das werde ich sicherlich in Zukunft auch einmal ausprobieren.

Danach rief uns Scott noch einmal in Erinnerung, dass bis in die 60er Jahre alle Highland Malts gepeated waren und sogar Kleidung oftmals im Torfrauch getrocknet wurde. Später hat man zunächst Gas und Öl als Wärmequelle für die Trocknung benutzt, heute ist die Torfnutzung in den Highlands ja eher ungewöhnlich. Der Torf für die Trocknung der Gerste bei Cu Bocan stammt aus Aberdeenshire, die aber nur für ca. zwei Wochen pro Jahr zum Einsatz kommt und zu einem Outturn von nur 15.000 Litern pro Winter führt. Dabei sind alle Produktionsschritte kürzer gehalten als beim klassischen Tomatin, was zu einer ungewöhnlichen Süße führt. Gleichzeitig stehen bei Cu Bocan dann aber eher die ungewöhnlichen Fassreifungen im Fokus. Der ppm-Wert variiert immer zwischen 15 und 40, weil immer auch mit ungetorftem Malz gemischt wird. Egal ob getorft oder ungetorft - das Malz stammt bei Tomatin von Simpsons, wo ein Batch immer mit 100 bis 150 ppm produziert wird, danach aber je nach Wunsch der abnehmenden Destillerie heruntergetorft wird, indem man ungetorftes Malz zumischt.

Es folgte dann der Creation #1, der in der Nase zunächst sehr salzig und speckig mit Apfel und Birne wirkte. Am Gaumen verwandelte sich der Speck dann in Rauch und wurde von Kräutern, Fudge und Schinkenwürfeln bis in den trockenen Abgang mit etwas Schokolade begleitet. Zum Einsatz kamen hier zu 75% Moscatel Fässer und zu 25% Imperial Stout Fässer der Black Isle Brewery, die ihre Biere nördlich von Inverness produziert. Laut Scott ist der Bieranteil, der sieben Jahre im Fass verbrachte, eher bitter mit Tabak und Espresso, der Moscatel-Anteil sorgte dann eher für Süße. Scott fühlte sich vor allem an seinen Honeymoon in Rom erinnert, zu dem er zwar aufgrund des Geldmangels kein wirklich gutes Hotelzimmer buchen konnte, aber in einem tollen Cafe mit Aprikose gefüllte Teilchen essen und dazu Espresso zum Frühstück trinken konnte. Wenn dann am Nebentisch mal wieder ein Mann mit Zigarre saß, denn entspricht das genau dem Aroma dieses Whiskys. Der folgende Creation #2 bot dann in der Nase exotisch-fruchtige Aromen mit Ananas und Banane, wobei alles geräuchert wurde. Am Gaumen sind die Früchte noch präsent, allerdings gibt es hier jetzt auch noch dunkle Schokolade, Espresso, Pfeffer und viel Muskat. Gereift wurde dieser Whisky zu 86% in einem japanischen Shochu-Fass, Shochu ist vereinfacht ein destillierter Sake, entspricht aber einem fassgereiften Destillat aus Reis oder Getreide, das mit New Make vermengt wurde. Die entsprechenden Fässer sind so selten, dass sogar Tomatin rund GBP 500,- für jedes der vorhandenen Fässer zahlen musste, obwohl die Destillerie zu einem japanischen Konzern gehört.

Danach folgen dann die Fassproben, die sich in Summe zum Signature verbunden hätten. Zum Start gibt es eine reine Bourbonfassreifung, die nach etwas Süße zum Start vor allem Säure, Kräuter, Dill, Ricola, Cappuccino, Schnitzel und dunklen Kakao bot. Insgesamt neun Jahre durfte der Whisky in einem First Fill Bourbon Fass verbringen. Trotz des hohen Alkoholgehalts wirkt der Whisky dabei recht mild. Ob wir dieses Fass in Zukunft noch einmal wiedertreffen, steht allerdings noch nicht fest, es könnte aber durchaus für eine Sonderabfüllung verwendet werden. Es könnte aber auch eine Small Batch Abfüllung mit reiner Bourbonfassreifung exklusiv für Deutschland geben. Lassen wir uns also überraschen. Danach folgte der Anteil, der komplett in Virgin American Oak reifte. Blind war ich mir sicher, dass dieser Whisky aus einem High Esther Jamaican Rum Cask stammt, aber auch so kamen Kokos, Schokolade, Rosinen und Rumkugeln zum Vorschein. 

Grundsätzlich erhält Cu Bocan bei Tomatin übrigens immer eine Vollreifung in einer Fassart, weil ein Finish dafür sorgen würde, dass der Whisky in Summe zu bitter werden würde. Trotzdem bleibt man experimentell, so dass beim abschließenden Fass das sogenannte Frankenstein Cask zum Einsatz kommt, das aus First Fill Oloroso Dauben aus europäischer und amerikanischer Eiche besteht. Dieses 600 Liter Fass zaubert am Gaumen Blaubeeren, schwarze Johannisbeeren, Rosinen und Schokolade hervor, am Gaumen gibt es außerdem Pflaumen, bevor im Abgang leicht bittere Aromen mit Espresso und Lakritz auftauchen. Damit endete dann das Tasting, das mir wirklich richtig gut gefallen hat. Cu Bocan rückte für mich mit diesem Tasting deutlich mehr in den Fokus. Gleichzeitig muss ich mich bei Basti für die Organisation und vor allem bei Scott für das extrem unterhaltsame Tasting bedanken. Ich hatte viel Spaß und freue mich darauf, Scott in einem zukünftigen Tasting mal wieder über den Weg zu laufen.

Übersicht der verkosteten Whiskys:

Cu Bocan Signature, Single Malt Scotch Whisky, Bourbon-, Oloroso- und American Oak Casks, NAS (mind. 9yo), 46%, EUR 35,-
Cu Bocan Creation #1, Single Malt Scotch Whisky, Moscatel- und Imperial Stout Cask, NAS (durchschnittl. 12yo), 46%, EUR 55,-
Cu Bocan Creation #2, Single Malt Scotch Whisky, European Virgin Oak und Shochu Casks, NAS (Virgin Oak 6yo, Shochu 15yo), 46%, EUR 55,-
Cu Bocan Fassprobe Bourbon Cask, Single Malt Scotch Whisky, First Fill Bourbon Cask, 9yo, 59,2%, Fassprobe
Cu Bocan Fassprobe Virgin American Oak, Single Malt Scotch Whisky, Virgin American Oak, 9yo, 58,7%, Fassprobe
Cu Bocan Fassprobe Oloroso, Single Malt Scotch Whisky, First Fill Oloroso Cask, 9yo, 57,8%, Fassprobe

Ich wurde freundlicherweise kostenlos von Tomatin/Cu Bocan und whiskygermany zu diesem Tasting eingeladen.

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