Dienstag, 4. Mai 2021

Online Warehouse Tasting Sauerländer Edelbrennerei Thousand Mountains mit drei Fassproben (Premium Malts)

Spätestens seit meinem Besuch in Kallenhardt im letzten Herbst bin ich großer Fan der Sauerländer Edelbrennerei, die wirklich tolle Brände und Geiste herstellt, aber eben mit dem Thousand Mountains auch für meinen Geschmack einen der besten deutschen Whiskys im Portfolio hat. Und genau darum sollte es im letzten Online-Tasting von Rene Tröger, der in Bamberg seit 2019 sein Geschäft Premium Malts führt, gehen. Dafür machte er sich auf den Weg ins Sauerland, um sich dort mit Thomas Lesniowski, einem der Geschäftsführer und verantwortlich für Marketing und Vertrieb, und Vertriebler Jens Fezer zu treffen. Das Setting wurde stilecht direkt an der Bar in der Destillerie aufgebaut, wo man im Hintergrund auch eine der drei Brennanlagen, nämlich die für den Whisky, im Einsatz sehen konnte. Während Rene und Thomas das Tasting durchgängig an der Bar verbrachten, hatte Jens immer wieder Einsätze als Laufbursche und zeigte uns Anlagen, Fasslager und den Neubau, in dem möglichst bald Veranstaltungen stattfinden sollen. Ich will nicht zu viel vorab verraten, aber das war ein Format für ein Online-Tasting, das so richtig Spaß gemacht hat.


Zum Einstieg ins Tasting gab es eine kleine Anekdote, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass die Sauerländer Edelbrennerei eröffnet wurde. Die Gründer haben sich nämlich in Süddeutschland durch einige Produkte probiert und waren felsenfest davon überzeugt, dass sie das besser können. So sollte möglichst schnell eine Brennblase her, ohne sich beispielsweise im Vorwege großartige Gedanken über Brennrechte zu machen. Irgendwann war aber auch das geregelt und im Jahr 2000 ging es in der Garage zunächst als Hobby los. Zehn Jahre später, in denen u.a. der Schwiegervater von Thomas, der natürlich beim Tasting auch kurz vorbeischaute und die Brennerei aus der Garage heraus führte, wurde dann die neue Brennerei im alten Sägewerk eröffnet. Inzwischen stehen neben der ursprünglichen Garagenbrennblase auch noch zwei weitere, eine davon wird ausschließlich für Whisky verwendet und läuft vorrangig an den Wochenenden auf Hochtouren. Damit dann der erste Whisky des Abends ins Glas kommen konnte, musste zunächst ein Messer her, denn traditionell werden alle Flaschen mit einem Apothekerknoten verschlossen. Der McRaven in Trinkstärke reifte zunächst in Rotweinfässern und wurde dann in Bourbonfässer umgelagert. Mit drei Jahren ist der Whisky zwar noch recht jung, trotzdem wirkt er in der Nase frisch und fruchtig mit roten Beeren, Trauben und viel Süße und Malz. Am Gaumen bleibt es fruchtig-süß, bevor dann im Abgang pfeffrige Aromen hinzukommen. Gebrannt wird aus drei verschiedenen Malzen, allerdings wird nur verraten, dass Pilsner Malz zum Einsatz kommt, die beiden anderen Malze sind ein Betriebsgeheimnis.

Anschließend nahm uns Jens mit auf einen Rundgang durch die Destillerie, wo natürlich noch einmal ein genauerer Blick auf die Brennblasen auf dem Programm stand. Neben der Brennblase für Whisky gibt es noch eine weitere für Brände und Geiste, die alte Anlage wird zum Teil noch für Quitten verwendet. Ein Brennvorgang für New Make fasst rund 1.200 Liter Würze, die von einer Brauerei nach dem Rezept der Sauerländer Edelbrennerei zugeliefert werden. Übrig bleiben dann rund 110 Liter Rohbrand, der mit 78% aus den Brennblasen kommt und dann auf 63,5% herunterverdünnt wird. In der Nase wirkt der New Make natürlich sehr malzig, gleichzeitig aber auch fruchtig mit Apfel, Birne und leicht grasigen Noten, am Gaumen kommt dann noch eine ausgeprägte Honigsüße hinzu. Nach dem New Make ging es direkt weiter mit dem ersten Handfilled des Abends, nämlich einem Tropfen, der rund 3,5 Jahre im Ex-Bourbonfass von Heaven Hill verbringen durfte. Dass überhaupt Fässer von dort im Einsatz sind, hat sich im Rahmen einer USA-Reise des ganzen Teams ergeben. Dort wurden verschiedene Destillerien besucht, um die perfekten Fässer zu finden. Bei Heaven Hill war die Geschäftsführung leider gerade nicht vor Ort, also ließ man eine Flasche des deutschen Whiskys dort. Einge Zeit später kam dann Post aus Kentucky: "Tolles Produkt, tolle Story, wenn Ihr Fässer braucht, sagt Bescheid!". Speziell bei diesem Fass gab es in der Nase sehr viel Vanille und Karamell, aber auch helle Fruchtnoten. Am Gaumen kommt die Fruchtigkeit mit Apfel und Birne sowie der Säure von hellen Trauben noch stärker zum Vorschein, aber auch Vanille wird mit der Zeit immer präsenter.

Jens entführte uns anschließend ins Fasslager, in dem ich vor einem guten halben Jahr auch schon den einen oder anderen spannenden Tropfen probieren durfte. Ich fühlte mich gleich wieder an diesen urigen Ort mit seinen Bourbon-, Rotwein-, und PX-Fässern zurückversetzt. Natürlich ging es dann auch gleich mit dem nächsten Handfilled weiter, nämlich einem fünf Jahre alten Whisky aus dem Bordeaux-Fass, der inzwischen auch schon auf dem Weg in mein Regal ist. Dieser Tropfen hat wirklich enorme Kraft, die man aber mit möglichst viel Zeit im Glas etwas zügeln kann. In der Nase gibt es Nougat, Vollmilchschokolade, Mandeln, Haselnüsse und etwas Säure. Dazu kommen aber auch Rosinen und eine süße Mischung aus Karamell und etwas Ahornsirup. Am Gaumen präsentiert er sich dann extrem nussig mit vielen (Rum-)Rosinen und etwas Schokolade. Der dritte und letzte Handfilled stammte dann aus einem auf 30 Liter Fassungsvermögen zurückgebauten Islay-Fass, in dem der ca. 3,5 Jahre alte Whisky gefinished wurde. Zuvor gab es hier die bereits bekannte Reifung in Rotwein- und anschließend Bourbonfässern. Der Rauch blieb dabei zunächst recht dezent, dafür gab es aber viel Süße, erdig-grasige Noten und helle Früchte mit leichter Säure. Letztere wurde am Gaumen etwas präsenter, was gleichermaßen auch für den Rauch gilt. Dazu kommen Maracuja, Vanille und Honig.

Vor dem letzten Whisky des Abends wurde Jens noch ein letztes Mal auf die Reise geschickt, diesmal in den neuen Anbau, in dem in Zukunft Veranstaltungen stattfinden sollen, sobald Corona es wieder zulässt. Auf dem Weg dahin machten wir auch noch kurz Station im Shop, wo nicht nur die verschiedenen Abfüllungen der Brennerei zu haben sind, sondern auch Shirts, Hoodies und Caps verkauft werden. Danach gab es dann den Double Raven #3, eine Sonderabfüllung, die zum Tag des Deutschen Whiskys erschienen ist. In diesem Fall handelt es sich um eine Bourbonfassreifung mit Finish im PX-Fass, was in der Nase zu einer überraschenden Malzigkeit geführt hat, dazu aber auch sehr viel Süße in Form von Honig, Karamell und Rosinen bietet. Am Gaumen gefällt mir der Whisky dann deutlich besser als in der Nase, denn die ausgeprägte Süße mit Karamell und Vanille wird jetzt sehr schön von roten Beeren und einem Liebesapfel ergänzt. Im Anschluss konnte man dann die drei Handfilled-Abfüllungen mit einem kleinen Rabatt erwerben, danach entließen uns Rene, Thomas und Jens in den restlichen Abend. Da es nach der Trinkstärke zu Beginn nur noch Tropfen mit +/- 60% gab, war es wohl ganz gut, dass niemand mehr fahren musste. Ich habe auf jeden Fall richtig tolle Abfüllungen ins Glas bekommen und das Tasting war sehr unterhaltsam. Ich freue mich schon sehr darauf, irgendwann mal wieder nach Kallenhardt zur Brennerei fahren zu dürfen. Für heute bleibt mir aber nur noch ein großes Dankeschön an alle Beteiligten für den tollen Abend!

Übersicht der verkosteten Whiskys:

Thousand Mountains McRaven Single Malt, Single Malt Whisky, Rotwein- und Bourbonfässer, 3yo, 46,2%, EUR 60,- (0,7l)
Thousand Mountains New Make, 63,5%, in Trinkstärke mit 46,2% im Shop erhältlich für EUR 30,- (0,5l)
Thousand Mountains Handfilled Ex-Bourbon, Single Malt Whisky, Bourbonfass, 10/17-04/21, 62,5%, EUR 70,- (0,7l)
Thousand Mountains Handfilled Bordeaux, Single Malt Whisky, Bordeaux-Fass, 04/16-04/21, 61,8%, EUR 70,- (0,7l)
Thousand Mountains Handfilled Ex-Islay, Single Malt Whisky, Rotwein- und Bourbonfässer / Finish im 30l-Islay-Fass, 10/17-04/21, 62,5%, EUR 70,- (0,7l)
Thousand Mountains Double Raven #3, Single Malt Whisky, Bourbonfass mit 6-monatigem PX-Finish, 3,5yo, 57,9%, EUR 100,- (0,7l)

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