Inzwischen ist es schon ein paar Tage her, dass das Weinhaus Hilgering zum Bladnoch Online-Tasting mit Master Distiller Nick Savage lud. Durch einen sich direkt anschließenden Urlaub und nach ersten anstrengenden Tagen zurück im Büro komme ich allerdings erst jetzt dazu, meine Eindrücke zu diesem spannenden Abend zusammenzufassen. Neben dem New Make der Destillerie gab es sechs verschiedene Abfüllungen ins Glas, die zum Teil aus der Standard-Range stammen, zum Teil aber auch als limitierte Abfüllungen auf den Markt kamen. Sowohl die Whiskys wie auch die Hintergründe dazu wurden uns auf ausgesprochen sympathische Weise von Nick Savage nähergebracht, der erst ca. ein halbes Jahr vor der Corona-Pandemie als Master Distiller bei Bladnoch eingestiegen ist. Einer Destillerie, die schon im Jahr 1817 offiziell brennen durfte und nach zwischenzeitlicher Schließung und umfangreichem Umbau im Jahr 2017 wieder den Betrieb aufnahm, und die aufgrund der Lage nahe der englischen Grenze und dem Einfluss des Golfstroms einem deutlich milderen Klima ausgesetzt als die meisten anderen schottischen Destillerien.
Mittwoch, 7. Juli 2021
Bladnoch Online-Tasting mit Master Distiller Nick Savage (Weinhaus Hilgering)
Ohne New Make gibt es keinen Whisky, also sollte auch der Abend mit dem New Make von Bladnoch beginnen. Mit ca. 69% kommt er aus den Stills, mit den üblichen 63,5% kommt er ins Fass und an diesem Abend auch bei uns ins Glas. In der Nase wirkt er weniger süß als erwartet, gleichzeitig aber sehr getreidig und floral mit getrocknetem Gras. Am Gaumen kommt die Süße deutlicher zum Vorschein, dazu gesellen sich ganz dezente helle Fruchtaromen sowie schokoladige und feinherbe Noten. Wer den New Make probieren möchte, muss übrigens in der Regel direkt zur Destillerie fahren, denn nur dort wird er verkauft. Dieser New Make aus ungetorftem Malz macht rund 95% der Produktion aus. Daraus kann man schon schließen, dass es auch einen geringen Anteil mit getorftem Malz gibt, die damit befüllten Fässer sollen allerdings für besondere Abfüllungen zurückgehalten werden. Mit dem Vinaya, was soviel wie Herkunft oder Zuhause heißt, gingen wir dann zur Core Range über, wobei dieser Whisky den Destilleriecharakter besonders gut zeigen soll. Die Reifung erfolgte dabei in Bourbon- und Oloroso-Fässern. Die grasigen und getreidigen Noten tauchen in der Nase sofort wieder auf, dazu kommen aber Karamell und Vanille, während der Sherryeinfluss kaum erkennbar ist. Das ändert sich am Gaumen, denn hier kommen zu den genannten Aromen noch getrocknete rote Früchte, Orangen und Grapefruit sowie im im Abgang etwas Eiche und Ingwer. Ab wann die Abfüllungen auch New Make aus der neuen Produktion enthalten, wird noch nicht verraten. Nick ist der Meinung, wenn er seinen Job richtig und gut macht, dann wird es ohnehin niemand merken. Sicherlich wird es aber auch Abfüllungen geben, die ausdrücklich die Produktion nach dem Umbau enthalten.
Während die Core Range in der Regel keine Altersangabe trägt, gibt es auch immer wieder Abfüllungen mit Age Statement, die eine Art Bindeglied zwischen den Standardabfüllungen sein sollen. Dazu gehört auch ein elf Jahre alter Whisky, der ausschließlich in Bourbonfässern reifte. Wieder ist die Nase leicht grasig, nun aber mit Vanille, Karamell, Honig und etwas Kokos. Am Gaumen wird der Honigeinfluss sogar noch stärker. Man merkt Nick an, wie wichtig ihm ein gutes Fassmanagement ist. Bladnoch arbeitet zum Teil direkt mit Coopern und Bodegas in Jerez zusammen, kauft aber auch Fässer über Broker und direkt von Destillerien aus den USA. In der Regel ist man aber offen für alle Einkaufswege, solange die Qualität stimmt. Nick möchte, dass das Warehouse von Bladnoch auch in 15 bis 20 Jahren noch ein echtes Schmuckkästchen ist. Und aus diesem stammt dann auch der folgende vierzehn Jahre alte Whisky mit Olorosofassreifung, der für Nick ein "Christmas Cake in a Glass" ist. Tatsächlich gibt es in der Nase viele Rosinen, rote Trockenfrüchte, Kuchenteig und Karamell. Am Gaumen geht es ähnlich weiter, allerdings ist der Whisky noch deutlich süßer, wobei gleichzeitig noch Gewürze wie Zimt, Muskat und im Abgang eine leichte Pfeffrigkeit auftauchen. Datteln und Mandeln tauchen mit der Zeit ebenfalls auf.
Mit dem Samsara geht es danach zurück zur Classic Range, die Reifung erfolgte nun aber in einer Mischung aus Bourbon- und Rotweinfässern. Die getreidig-grasigen Noten ziehen sich weiter durchs Profil, diesmal in Kombination mit Karamell und reifen Kirschen. Auch am Gaumen gibt es eine Mischung aus Karamell und roten Früchten, hier nun aber auch mit Gewürzen und einer Prise Pfeffer. Die genutzten Fässer wurden allesamt spätestens 2006 befüllt, allerdings spielt das Alter eines Whiskys für Nick keine große Rolle. Seiner Meinung nach ist eher der Destilleriecharakter entscheidend, denn wenn der nicht passt, dann schmeckt auch der 50 Jahre alte Whisky für 20.000 Pfund nicht. Das bedeutet laut Nick für Bladnoch, dass man sich zunächst mit dem Vinaya beschäftigen sollte. Wer diesen Whisky mag, der mag den Brennereicharakter und wird auch die anderen Whiskys tendenziell eher mögen. Das liegt auch daran, dass für alle Abfüllungen nur eine Sorte Malz verwendet wird. Da sich das Getreide allerdings über die Jahre geschmacklich verändert, muss die Sorte alle zehn bis fünfzehn Jahre gewechselt werden. Der Konsument bekommt davon allerdings nichts mit, wobei auch hier wieder gilt: Wenn Nick seinen Job gut und richtig macht. Ein spannender Aspekt, bevor es zur nächsten Abfüllung geht: Die verwendeten Bourbonfässer werden in der Regel ca. drei Minuten lang ausgebrannt, Rotweinfässer bekommen rund 1,5 Stunden Feuer.
Damit kommen wir dann zu einem der großen Highlights des Abends, nämlich einem zwölf Jahre alten Single Cask Release aus dem Rotweinfass für den deutschen Importeur Vibrant Stills. Pro Jahr gibt es bei Bladnoch nur fünf Single Cask Bottlings, die an verlässliche Partner abgegeben werden und die aus einem besonderen Stock stammen. Immer wenn Nick im Lager ein besonderes Fass auftut, dann wird es separiert, um dann später als Single Cask abgefüllt zu werden. Speziell bei diesem Fass wäre es so gewesen, dass seine Einzigartigkeit im Samsara, für den es ursprünglich mal vorgesehen war, untergegangen wäre. Die Nase startet extrem fruchtig mit vielen roten Früchten wie Kirschen, Trauben und Pflaumen, trotzdem bleibt eine leicht grasige Note erhalten. Am Gaumen wird der Fruchtkompott dann mit Leder und Schokolade kombiniert, wobei der Abgang sehr trocken ausfällt. Für das Jahr 2021 sind aus dem besonderen Stock Abfüllungen u.a. aus Port Pipe, Amontillado- und Bourbonfass geplant. Was davon aber den Weg zu uns nach Deutschland findet, ist noch fraglich.
Das Finale des Abends bildete dann der 26yo Red Wine Cask Edition 2020 mit 44%. Das weicht von den für Bladnoch üblichen 46,7% ab, weil der Whisky bereits im Fass unter diese Stärke gefallen war. Grundsätzlich ist dieser Whisky vergleichbar mit dem vorherigen Single Cask, allerdings ist er durch sein hohes Alter deutlich gesetzter. Rote Früchte und Kirschen tauchen auch hier wieder in der Nase auf, dazu kommen nun aber auch Zitrusnoten, Orangen und etwas Möbelpolitur. Geschmacklich meint man zuerst, man hätte einen Traubensaft im Glas, mit der Zeit kommen dann noch rote Fruchtbonbons, leichte Würzaromen, etwas dunkle Schokolade und Leder hinzu. Auch hier fällt der Abgang wieder sehr trocken aus. Ein toller Whisky! So wortreich wie hier werden die Whiskys bei Bladnoch übrigens nicht beschrieben, vielmehr versucht Nick, sich bei jedem Whisky auf drei Grundaromen zu beschränken, um es dem Konsumenten so einfach wie möglich zu machen. Wer diese drei Aromen mag, der wird auch den Whisky mögen. Das gilt vor allem auch für teure und besondere Whiskys wie den 26yo, weil man als Genießer hier besonders viel Geld in die Hand nehmen muss, so dass Nick Enttäuschungen vermeiden möchte. Schließlich ist jeder Whisky für Nick nur Alkohol und Holz - alles andere macht derjenige daraus, der den Whisky im Glas hat und ihn genießt.
Mir hat der Abend richtig gut gefallen und ich habe endlich mal etwas nähere Einblicke in eine Destillerie bekommen, die ich zuvor eher vernachlässigt habe. Das wird in Zukunft sicherlich anders sein. Dabei haben die Geschichten von Nick mir viel Spaß gemacht, gleichzeitig gefallen mir seine Ansichten zum Thema Whisky und seine Euphorie, wenn er über seine Produkte spricht. Gleichzeitig geht mein Dank an das Weinhaus Hilgering für die tolle Organisation des Abends. Wenn Ihr mal wieder ein Online-Tasting veranstaltet, bin ich gerne wieder mit dabei. Zwei Dinge aber bleiben besonders hängen von diesem Abend: Bladnoch mit seinem sympathischen Master Distiller Nick Savage hat tolle Abfüllungen zu bieten und im Endeffekt ist jeder Whisky nur Alkohol und Holz.
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Bladnoch Vinaya, Single Malt Scotch Whisky, Bourbon und Sherry Casks, NAS, 46,7%, ca. EUR 48,-
Bladnoch 11yo, Single Malt Scotch Whisky, Bourbon Casks, 11yo, 46,7%, ca. EUR 57,-
Bladnoch 14yo, Single Malt Scotch Whisky, Sherry Casks, 14yo, 46,7%, ca. EUR 100,-
Bladnoch Samsara, Single Malt Scotch Whisky, California Red Wine und Bourbon Casks, NAS, 46,7%, ca. EUR 70,-
Bladnoch 2008/2020 Single Cask für Vibrant Stills, Single Malt Scotch Whisky, Red Wine Cask, 12yo, 56,1%, ca. EUR 150,-
Bladnoch Talia 26yo Red Wine Cask Edition 2020, Single Malt Scotch Whisky, Red Wine Casks, 26yo, 44%, ca. EUR 350,-
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