Schon seit einiger Zeit verfolge ich aufmerksam, was Ralf Henrich mit seiner Brennerei im hessischen Kriftel so im Whisky-Bereich anstellt. Die Abfüllungen, die unter dem Namen Gilors auf den Markt kommen, haben eine große Bandbreite, denn es gibt sowohl ungetorfte Tropfen, Whisky aus dem Islay-Fass und Abfüllungen aus getorftem Malz. Vor Kurzem fragte mich Ralf, ob ich seine neuesten Abfüllungen probieren möchte, und schickte mir kurzerhand Samples der vier in diesem Jahr abgefüllten Whiskys sowie zwei Abfüllungen, die bereits im Jahr 2019 in die Flasche kamen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass mir in der Vergangenheit die ungetorften Abfüllungen mehr zugesagt haben als die torfigen. Ich bin gespannt, ob das bei den Neuheiten auch wieder der Fall ist.
Donnerstag, 15. Juli 2021
Gilors Whisky Flight: Portwein Fass, PX Sherry Finish, Sherry Duett, Peated Madeira, Islay Cask Finish und Peated Fassstärke (Brennerei Henrich)
Ich starte mit dem Portwein Fass, das im Januar 2021 nach etwas über fünf Jahren in die Flasche kam. Ich hätte hier in der Nase viel Süße erwartet, stattdessen geht es erst einmal mit viel Würze und Malz los. Erst mit der Zeit kommen dunkle Kirschen und Schokolade zum Vorschein, dahinter gibt es ein leichtes Eichenaroma. Am Gaumen kommt die nächste Überraschung, denn ich meine etwas Rauch wahrzunehmen. Dazu kommen aber wieder reife Kirschen, viel Würze und nun noch eine leichte Nussigkeit. Der Abgang fällt überraschend lang aus und bietet vor allem viel Mandel und Schokolade. Weiter geht es mit einem ebenfalls fünf Jahre alten Whisky, der zunächst im Islay-Fass reifte, bevor er zum Finish in ein PX Fass umgezogen ist. Auch hier geht es zunächst wieder würzig und malzig los, weder die Süße vom PX noch der Islay-Rauch wollen sich so richtig in den Vordergrund drängeln. Mit der Zeit tauchen etwas Apfel, Stachelbeere, Physalis, leichter Rauch und medizinische Elemente auf. Ganz ähnlich verhält es sich auch am Gaumen, allerdings nimmt der Rauch nun etwas mehr Raum ein, außerdem werden die medizinischen Noten im Abgang sehr präsent.
Danach schenke ich mir das Sherry Duett ein und damit einen etwas älteren Tropfen, denn gebrannt wurde hier in den Jahren 2013 und 2014, im vergangenen Mai kam der Whisky dann in die Flasche. Hier gibt es sehr viele fruchtige Aromen, die in Richtung Apfel, gelber Pflaume, Aprikose und Rosine tendieren. Dahinter verbergen sich malzige Aromen, Honig, süßer Löffelbiscuit und ein ganz leichter Anflug von Eiche. Auch am Gaumen gibt es wieder die fruchtige Süße, nun aber auch mit etwas Zitrusfrucht kombiniert. Dazu kommen leicht würzige Aromen und eine ganz dezente Eiche. Mit dem Peated Madeira folgt dann eine weitere erst im Mai abgefüllte Neuheit, allerdings ist dieser Whisky mit seinen 4 1/2 Jahren etwas jünger als die vorherigen. Hier sticht der sehr prominente Rauch sofort hervor, wobei sich ein Lagerfeuer und medizinische Noten vermischen. Dazu kommt aber auch ein helles Fruchtaroma mit Apfel und Aprikose, so richtig können sich die fruchtig-süßen Noten gegen den Rauch aber nicht durchsetzen. Am Gaumen gibt es ein ähnliches Bild, allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Hier kommen nämlich zuerst die fruchtigen Aromen zum Vorschein, die sogar noch von etwas Honig begleitet werden. Kurz darauf bahnen sich Lagerfeuer und medizinische Aromen aber wieder ihren Weg und machen sehr deutlich, wer hier die Hauptrolle spielt. Vor allem das medizinische Element bleibt lange im Abgang hängen.
Das folgende Islay Cask Finish ist schon etwas länger erhältlich, denn der 2013 gebrannte Spirit wurde bereits im Herbst 2019 abgefüllt. Hier geht es in der Nase erst einmal fruchtig-süß los mit Honig, Apfel, Aprikose und Stachelbeere. Erst danach macht sich ein leichtes Raucharoma bemerkbar. Auch am Gaumen geht es mit Honig und Fruchtnoten los, hier ist der Rauch aber etwas präsenter als in der Nase. Im Abgang bleibt der Rauch ebenfalls lange hängen, verbindet sich hier aber auch mit einem leichten Mandelaroma. Das Finale bildet dann die getorfte Fassstärke aus dem Bourbon Fass mit kräftigen 54,9%. Bereits in den Jahren 2012 und 2013 kam der Spirit ins Fass, im vergangenen Mai wurde dann abgefüllt. Trotz der Fassstärke wirkt der Whisky relativ dezent in der Nase. Man könnte meinen, dass er etwas scheu ist und erst einmal entdeckt werden möchte. Wer ihm aber ausreichend Zeit im Glas gibt, der kann Honig, Fladenbrot, ungewürzte Tortilla Chips und ein leichtes Raucharoma erkennen. Am Gaumen ist es dann aber vorbei mit dem scheuen Verhalten des Whiskys, dann hier machen sich Rauch, Honig, Orange und eine schöne Würze bemerkbar. Im Abgang entwickelt sich der Rauch in Richtung medizinischer Noten.
Ich fand diesen Flight durch die Abfüllungen von Gilors mal wieder sehr interessant. Dass ich kein ganz großer Fan der getorften Abfüllungen bin, weiß Ralf und nimmt es mir zum Glück auch nicht übel. So hat in diesem Fall besonders der Peated Madeira meinen Geschmack leider nicht so richtig getroffen, weil mir die medizinischen Noten zu ausgeprägt waren. Wer aber gerne Laphroaig mag, der sollte hier ruhig mal einen Probierschluck riskieren. Mein Favorit war das Sherry Duett mit der angenehmen Süße und der ausgeprägten Fruchtigkeit. Ich freue mich auf jeden Fall auf weitere Abfüllungen von Gilors und hoffe sehr darauf, dass ich es irgendwann in der näheren Zukunft auch endlich einmal schaffe, bei Ralf vorbeizuschauen.
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Gilors Portwein Fass, Single Malt Whisky, Portwein Fass, 5yo (11/15-01/21), 43%, EUR 45,- (0,5l)
Gilors PX Sherry Finish, Single Malt Whisky, Islay Fass / PX Fass, 5yo (02/14-03/19), 45%, EUR 60,- (0,5l)
Gilors Sherry Duett, Single Malt Whisky, Sherry Fässer, 7yo (2013+2014-05/21), 46,4%, EUR 79,- (0,5l)
Gilors Peated Madeira, Single Malt Whisky, Madeira Fass, 4yo (12/16-05/21), 45,3%, EUR 59,- (0,5l)
Gilors Islay Cask Finish, Single Malt Whisky, Islay Fass, 6yo 07/13-10/19), 45%, EUR
Gilors Peated Fassstärke, Single Malt Whisky, Bourbon Fass, 8yo (2012+2013-05/21), 54,9%, EUR 99,- (0,5l)
Die Samples wurden mir freundlicherweise kostenlos von der Brennerei Henrich kostenlos zur Verfügung gestellt.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen