Sonntag, 7. November 2021

Online-Tasting Seven Seals (mit Simple Sample)

Seven Seals habe ich vor einiger Zeit auf der Hanse Spirit in Hamburg kennengelernt. Damals war ich von den verschiedenen Abfüllungen sehr begeistert. Da Seven Seals aber keine Destillerie ist, kommt die Grundlage für die Abfüllungen von der Great Northern Distillery, wo die Abfüllungen die ersten drei Jahre im Bourbonfass verbringen. Anschließend wird der Whisky dann in der Schweiz zum Endprodukt weiterverarbeitet. Dabei setzt man bei Seven Seals grundsätzlich auf das Motto "Es kommt nicht auf die Zeit an, sondern auf den Geschmack", denn die Schweizer haben ein spezielles und nur wenige Wochen in Anspruch nehmendes Reifeverfahren entwickelt, um die Reifezeit im Fass zu verringern und die Fässer schneller neu belegen zu können. Wie das funktioniert, bleibt geheim, sozusagen ein Buch mit sieben Siegeln, was ja auch ausschlaggebend bei der Namensfindung für Seven Seals war. Dass das Ergebnis gut ist, davon will uns Brand Ambassador Thorsten Manus im Online-Tasting gemeinsam mit Simple Sample mit sechs spannenden Abfüllungen, von denen übrigens nur zwei die Bezeichnung Single Malt Whisky auf der Flasche tragen, überzeugen. Warum der Zusatz Whisky auf vier der Flaschen fehlte, sollte aber im Verlauf des Abends auch noch aufgelöst werden.


Zu Beginn des Tastings stellte sich Thorsten kurz vor und erzählte von seiner Vergangenheit bei Whiskymax und St. Kilian, bevor es dann an die Abfüllungen ging. Zunächst sollte es um die drei Standards von Seven Seals gehen, wobei der Port Wood den Anfang macht. In der Nase wirkt dieser Tropfen sehr fruchtig und süß mit vielen verschiedenen Beeren. Dazu kommen Karamell und eine leichte Nussigkeit. Geschmacklich wird es dann deutlich herber und fast schon etwas rauchig, gleichzeitig bleibt aber auch die Fruchtigkeit weiterhin vorhanden. Der Rauch stammt in diesem Fall vom Toasten der Fässer, denn der Reifeprozess ist so intensiv, dass auch der Rauch auf den Malt übertragen wird. Im Abgang wird es dann wieder nussiger, gleichzeitig taucht etwas Schokolade auf. Das war auf jeden Fall ein sehr guter Start in den Abend. Der nachfolgende Sherry Wood hat die gleiche Basis, aber dem Namen entsprechend ein anderes Finish erhalten. Wieder gibt es fruchtige Noten, allerdings kommen zu den süßen Beeren jetzt auch saure Früchte hinzu. Dazu taucht ein Gewürzkuchen mit Honig und viel Karamell auf. Geschmacklich bringt das Sherry Finish mehr Würze mit als das Port Finish, wodurch auch die fruchtigen Noten mehr in den Hintergrund treten. Im Finish folgt dann wieder Schokolade, die nun aber deutlich dunkler ist.

Zwischendurch tauchte die Frage auf, ob es bei Seven Seals auch Touren gibt. Das ist aktuell noch nicht möglich, aber im Februar oder März sollen Produktion und Reifung an einem Ort zusammengeführt werden, weil es einfach keinen Sinn macht, den Whisky erst aus der EU in die Schweiz zu holen, um ihn dann wieder in die EU zu exportieren. Am gemeinsamen Standort ist dann auch ein Visitor Center vorgesehen. Ins Glas gab es dann den Port Wood Finish Peated, der in der Nase schon eine deutliche Rauchnote mitbringt. Die fruchtigen Aromen verstecken sich zunächst dahinter, kommen aber mit der Zeit immer besser zum Vorschein und bringen dabei einen schönen süßen Kontrast mit. Am Gaumen wirkt der Rauch auf mich etwas dezenter, denn nun sind Honigsüße, Früchte und Karamell wieder etwas präsenter. Im Abgang drängelt sich der speckige Rauch dann wieder in den Vordergrund und mischt sich schön mit einer zuckrigen Süße.

Vor der Pause folgte dann noch der fassstarke Double Wood Peated, bei dem auch wieder Port zum Einsatz kam. Das allerdings nicht ausschließlich, da der Whisky sonst viel zu süß geworden wäre, so dass es einen Mix mit Bourbonfässern gibt. Auch bedingt durch den höheren Alkoholgehalt ist der Rauch hier deutlich präsenter, dazu kommen Rosinen, Nüsse, Schinken und Kräuter. Geschmacklich kommt zunächst vor allem eine ausgeprägte Honigsüße durch, bevor dann Rauch, Rosinen und Marzipan auf den Plan treten. Die Assoziation einiger Tasting-Teilnehmer mit einem Ledaig kann ich hier gut nachvollziehen. Danach gab es natürlich die bei Simple Sample obligatorischen sieben Minuten Pause, bevor es dann zu den Sternzeichen ging. Vorher löste Thorsten aber noch das Rätsel auf, warum nur bei den Zodiacs Single Malt Whisky auf der Flasche steht. Das hat einen ganz einfachen Grund, denn für die Standard-Range wurden zunächst Spirits verwendet, die noch keine drei Jahre alt waren. Relativ schnell hat man aber erkannt, dass das nicht besonders gut funktioniert und ist auf Whisky umgestiegen. Da man aber die bereits produzierten Etiketten nicht entsorgen wollte, hat man diese einfach weiterhin benutzt, obwohl alle Abfüllungen inzwischen Single Malt Whisky sind.

Der Age of Scorpio legt in der Nase mit viel heller Schokolade, Vanille und Nüssen los, dahinter ist viel dunkles Karamell. Zum Einsatz kamen hier hintereinander drei stark ausgebrannte Bourbonfässer von verschiedenen Destillerien. Mit etwas Zeit im Glas entwickeln sich noch ein sehr reifer Pfirsich und etwas Orange, was sich auch am Gaumen widerspiegelt. Deutlich präsenter sind hier aber wieder die nussigen Aromen in Kombination mit Vanille und Karamell sowie einer dezenten Würzigkeit. Der Abgang bietet dann eine Mischung aus Kakao, Kaffee und Eiche. Das Finale bildet dann der Age of Aquarius, also der Wassermann. Dieser hat die gleiche Fasslagerung wie der Scorpio, allerdings wird für den Wassermann Peated Malt verwendet. In der Nase gibt es hier Raucharoma, Möbelpolitur im positiven Sinne, Mandeln und Lebkuchenherzen mit Zuckerschrift vom Jahrmarkt. Geschmacklich tritt der Lebkuchen dann noch deutlicher in den Vordergrund, wird aber wieder von Rauch und Honig begleitet. Im Abgang taucht wieder ein angenehmer Mix aus Kaffee und dunklem Kakao auf.

Mir hat das Tasting richtig viel Spaß gemacht, weil mir die Abfüllungen durchgängig sehr gut gefallen haben. Außerdem hatte Thorsten viele interessante Geschichten zu erzählen. Wer ihn dieses Jahr noch auf einer Messe treffen möchte, dem sei die Interwhisky in Frankfurt oder der Bottle Market in Bremen ans Herz gelegt. Dort wird es eventuell schon den ganz neuen Zodiac geben, der für den Schützen stehen wird. Ich werde in Bremen definitiv am Stand von Seven Seals vorbeischauen. Dort reizt mich (und vor allem meine Frau) dann auch der Leo aus der Zodiac-Reihe, der ein PX-Finish erhalten hat.

Übersicht der verkosteten Abfüllungen:

Seven Seals Port Wood Finish, Single Malt, Port Finish, NAS, 46%, 0,7l, ca. EUR 63,-
Seven Seals Sherry Wood Finish, Single Malt, Sherry Finish, NAS, 46%, 0,7l, ca. EUR 63,-
Seven Seals Peated Port Wood Finish, Single Malt, Port Finish, NAS, 46%, 0,7l, ca. EUR 63,-
Seven Seals Peated Double Wood Finish, Single Malt, NAS, 58,7%, 0,5l, ca. EUR 60,-
Seven Seals Zodiac - The Age of Scorpio, Single Malt Whisky, NAS, 49,7% ,0,5l, ca. EUR 53,-
Seven Seals Zodiac - The Age of Aquarius, Single Malt Whisky, NAS, 49,7%, 0,5l, ca. EUR 53,-

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