Es ist inzwischen schon wieder ein paar Tage her, dass Steffi Klöckner von der Birkenhof Brennerei im Westerwald gemeinsam mit ihren beiden Söhnen Jonas und Lukas zum Online-Tasting für die deutsche Blogger- und Vloggerszene lud. Direkt vom Birkenhof plauderte Steffi über Geschichte, Pläne und Zukunft der Brennerei, zwischendurch gab es immer wieder Schalten direkt in die Produktionsräume. Dabei wurden natürlich auch insgesamt fünf Produkte der bereits im Jahr 1848 ursprünglich als Kornbrennerei eröffneten Destillerie, in der nun schon die achte Generation der Familie tätig ist, präsentiert und verkostet. Im Mittelpunkt sollten dabei die unter dem Namen Fading Hill abgefüllten Whiskys der Brennerei stehen. Diese werden schon seit 2002 produziert, im Jahr 2008 gab es die erste Abfüllung, aber erst mit der Eröffnung des Besucherforums und der neuen Brennanlage im Jahr 2015 nahm der Whisky auf dem Birkenhof richtig Fahrt auf, was dann vor zwei Jahren in einem Relaunch in Bezug auf Flasche und Design mündete.
Sonntag, 21. August 2022
Online Tasting Fading Hill Single Rye 1/22, Single Malt 1/22, Peat Edition No. 6, Fassprobe Cask 337 und Single Cask 693 (Birkenhof Brennerei)
Nach einer kurzen Einführung in die Produktwelt der Brennerei lernten wir, dass aktuell rund 800 Fässer im Warehouse liegen und stolze 15.000 Liter New Make pro Jahr nur für den Whisky produziert werden. Abgefüllt werden pro Jahr zwischen 7.000 und 8.000 Flaschen Whisky. Was erst einmal nach relativ viel klingt, wird schnell relativiert, wenn man bedenkt, dass insgesamt rund 600.000 Flaschen bei 60 Produkten den Birkenhof jährlich verlassen. Ziel ist es aber, die Whiskyproduktion für die Zukunft deutlich auszubauen. Der Name Fading Hill ist übrigens darauf zurückzuführen, dass die Fässer eigentlich in einem stillgelegten Basalt-Stollen in der Region gelagert werden sollten. Aus zollrechtlichen Gründen wurde das nie umgesetzt, aber der Name blieb als Hommage an die Region erhalten. Was ich persönlich sehr spannend fand, war die Tatsache, dass vor Corona rund 20.000 Besucher jährlich den Birkenhof besucht haben. Das finde ich tatsächlich sehr beachtlich!
Im Anschluss an die Einführung folgte dann die erste Schalte in die Produktion. Jonas stand in der alten Kornbrennerei und fand ein paar einleitende Worte zum Rye Whisky. So erzählte er uns unter anderem, dass der Rye vom Birkenhof aus dem Ganzkorn hergestellt wird. Die von uns probierte Edition 01/22 bot in der Nase vor allem Honig, viel Getreide und leichte Kräuteraromen. Dazu kamen aber auch für einen Rye sehr spannende Fruchtaromen, bei denen Kirschen besonders hervorstachen, Rosinen und Mandeln. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass hier neben einem Bourbonfass auch ein Oloroso-Fass zum Einsatz kam. Am Gaumen sorgt das dann für einen Mix aus Honigsüße und Kräutern, aber auch Brotteig, sehr milder Pfeffer, etwas Ingwer und florale Noten sind gut erkennbar. Ich mag durchaus sehr gerne Rye Whisky, diese Abfüllung könnte aber durch die Einflüsse aus dem Oloroso-Fass auch ein schönes Bindeglied sein für Leute, die sonst eher beim Single Malt zu Hause sind und noch wenig Erfahrung mit Rye haben.
Danach folgte die nächste Schalte zu Jonas, der nun in den Maischeraum umgezogen war. Er erklärte uns, dass die Maische von einer nahen Brauerei nach Wünschen der Brennerei hergestellt wird. Das Malz für den getorften Whisky kommt anders als die ungetorfte Variante inzwischen aus Schottland, wo mit 50ppm gearbeitet wird. Zuletzt hat man aber auch mit etwas kräftigeren 80ppm gearbeitet. Früher hat man das rauchige Malz aus Belgien bezogen, aber mit der Zeit festgestellt, dass der Rauch nicht intensiv genug ist. Ins Glas kam gleichzeitig die Single Malt Edition 01/22, bei der Port-, American Oak, Bourbon- und Oloroso-Fässer zum Einsatz kamen. In der Nase gibt es hier verschiedene getrocknete Früchte wie Äpfel und dunkle Beeren, der Port steht dabei zunächst besonders im Vordergrund. Dahinter verbergen sich Karamellsüße, etwas Eiche und Leder. Am Gaumen sind Beeren und Süße dann noch präsenter, aber auch Leder und etwas Eiche tauchen wieder auf. Im Abgang gibt es dann noch eine ganz dezente Rauchnote sowie einen Hauch Schokolade.
Jonas begrüßte uns dann bei der nächsten Schalte aus der Whiskybrennerei, wo er noch einmal darauf einging, dass das belgische Rauchmalz nicht intensiv genug ist. Deshalb hat man sich für den Single Malt Peated Edition No. 6 ein Finish im Laphroaig-Fass überlegt, was für zusätzliche Raucharomen sorgen soll. Überhaupt wird aber auf dem Birkenhof grundsätzlich so "dreckig" wie möglich gebrannt, also mit einem Nachlauf der auf 60 bis 65% heruntergeht, um möglichst viele Aromen zu erhalten. Bei der Peated Edition wirkte die Nase dann überraschend frisch, was mich fast an Menthol erinnerte. Zitrusfrische, eine Meeresbrise, Meersalz, und im Hintergrund ein dezenter Rauch verbinden sich mit etwas Heu. Am Gaumen geht es ganz ähnlich zu, dabei wird der Whisky leicht kräuterig. Der Rauch bleibt weiterhin dezent, wird aber gleichzeitig deutlicher als er es in der Nase war. Glücklicherweise hat das Fass kaum medizinische Noten in den Whisky gebracht, was aber auch daran liegen mag, dass es sich um ein Second Fill Cask handelt. Für die Zukunft wird durch die Verwendung von schottischem Malz aber mit deutlich mehr Rauch in den Peated Editions zu rechnen sein.
Danach sollte das Fasslager im Vordergrund stehen, das einen Kalkputz und Öffnungen in der Bodenplatte hat, um eine gute Regulation der Feuchtigkeit und Luftzirkulation zu erreichen. Im vergangenen Jahr wurde ein neues Fasslager eröffnet, das Platz für rund 1.000 weitere Fässer bietet, wobei vorrangig Bourbonfässer verwendet werden, weil mehrheitlich auf eine Grundreife im Bourbonfass mit Finish im Süßweinfass gesetzt werden soll. Die durchschnittliche Reifezeit beträgt derzeit fünf Jahr, das älteste Fass im Lager ist dreizehn Jahre alt, wobei man natürlich wieder berücksichtigen muss, dass erst in den Jahren 2015/2016 richtig mit dem Whisky begonnen wurde. Der auf rund 80% gebrannte Whisky kommt übrigens mit 65% ins Fass. Was für tolle Ergebnisse das erzeugen kann, zeigt die folgende Fassprobe aus dem inzwischen schon legendären Fass 337. Es handelt sich hier um einen sechs Jahre alten Tropfen, der aus dem Virgin Oak Cask in das besagte Cask 337 umgezogen ist, was in der Nase zu Karamell, viel Süße, Früchtebrot, Würze, etwas Minze und dezenter Eiche geführt hat. Am Gaumen gibt es dann viel mehr Fruchtaromen, die in Richtung Maracuja, Pfirsich und Mandarine tendieren, wobei aber auch Pfeffer- und Ingwerschärfe dezent erkennbar sind. Im Anschluss an das Tasting ging der #freecask337 viral und inzwischen wurden die Whisky-Nerds erhört. Das Fass wird abgefüllt und Vorbestellung dieses wirklich tollen Whiskys sind ab sofort möglich.
Das Finale bildete dann die aktuelle Abfüllung der Single Cask Warehouse Collection aus einem Ximenez Spinola PX-Fass, die mir ebenfalls ausgesprochen gut gefallen hat. In der Nase gibt es hier Beeren, Kirschen, schwarze Johannisbeeren und Birnen. Dazu kommen dann noch Marzipan, Nüsse und etwas Minze. Geschmacklich stehen schwarze Johannisbeeren und Kirschen wieder im Vordergrund, außerdem sind aber auch Trauben, viel Fruchtsüße, eine dezente Eichennote und eine ganz leichte minzige Frische erkennbar. Dahinter verbirgt sich ganz dezenter Tabak. Damit endete dieser wirklich tolle und gelungene Abend, der sicherlich dafür gesorgt hat, dass die Birkenhof Brennerei einige neue Fans gewonnen hat. Wir hatten fünf wirklich tolle Whiskys im Glas, wobei sowohl für den Einsteiger, den gelegentlichen Whiskytrinker wie auch den Whisky-Nerd passende Abfüllungen dabei waren. Ich zähle mich persönlich eher zur Nerd-Gruppe und habe mir die beiden Single Casks bestellt. Ich freue mich sehr darauf, die Entwicklung der Brennerei weiter zu verfolgen. Ich möchte aber an dieser Stelle auch noch einmal ganz herzlich Dankeschön sagen an Steffi, Lukas und Jonas für die Einladung und das hervorragende Tasting, aber auch ganz besonders an Indra, denn sie hatte im Hintergrund einen ganz großen Anteil daran, dass das Tasting in dieser Form stattfinden konnte.
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Fading Hill Single Rye Edition 01/22, Single Rye Whisky, Bourbon- und Oloroso-Casks, 6yo, 45%, EUR 55,-
Fading Hill Singe Malt Edition 01/22, Single Malt Whisky, Port-, American Oak, Bourbon- und Oloroso-Casks, 4yo, 46%, EUR 55,-
Fading Hill Single Malt Peated Edition No. 6, Single Malt Whisky, Bourbon- und Laphroaig-Casks, 4yo, 46%, EUR 55,-
Fading Hill Single Malt Single Cask Warehouse Selection Cask 337, Single Malt Whisky, Bourbon Cask No. 337, 7yo, 55,7%, EUR 70,- (vorbestellbar, #freecask337)
Fading Hill Single Malt Single Cask Warehouse Selection Cask 693, Single Malt Whisky, Ximenez Spinola PX-Sherry Cask No. 693, 6yo, 53%, EUR 70,-
Ich wurde freundlicherweise kostenlos von der Birkenhof Brennerei zu dem Online-Tasting eingeladen.
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