Sonntag, 14. August 2022

Thy Danish Whisky: No. 18 Kornmod, No. 19 PX, Distillery Edition Cask 52+53 und Fassprobe Cask 781

Inzwischen liegt mein Besuch bei der Thy Distillery im Nordwesten Dänemarks schon wieder eine ganze Zeit zurück, ich hatte aber immer noch einige Samples in der Hinterhand, die ich nach meiner Tour dort mit auf den Weg nach Hause bekommen habe. Dabei handelt es sich um Samples der aktuellen Abfüllung Whisky No. 18 Kornmod aus Bourbon- und Oloroso-Fass und dem kommenden No. 19 PX, dazu kommt dann die aktuelle sechs Jahre alte Distillery Edition aus den Bourbonfässern 52 und 53, die kurz nach meinem Besuch im Juni erschienen ist, sowie eine Fassprobe des Fasses 781. Bei meinem Besuch vor Ort musste ich im Anschluss noch fahren, so dass ich bei meiner Frau nur schnuppern und sehr dezent nippen konnte, aber ich war tatsächlich sehr begeistert von den Abfüllungen und von dem Cow-to-Bottle-Ansatz der Brennerei. Dementsprechend habe ich im Nachgang bereits einen Fassanteil aus dem diesjährigen Programm für Deutschland gekauft und bin deswegen besonders gespannt auf mein Sample-Paket!


Ich neige dazu, chronologisch zu starten, dabei spielt mir dann der vergleichsweise geringe Alkoholwert des No. 18 mit 47,3% in die Karten. Das erste Schnuppern ist für mich eine eindeutige Erinnerung an den Spätsommer in früheren Zeiten, als der Mähdrescher in meiner dithmarscher Heimat über die Kornfelder gefahren ist und die Sonne das frisch geerntete Getreide erwärmte. Dahinter verbergen sich Honig- und Vanillenoten, gleichzeitig kommt aber auch eine ungewöhnliche Mischung aus Stachelbeeren, Petersilie und Pfeffer zum Vorschein. Ähnlich spannend schmeckt der Whisky dann auch, wobei nun Stachelbeere und Grapefruit etwas mehr im Vordergrund stehen, gleichzeitig aber die anderen Aromen weiterhin erkennbar bleiben. Erst beim zweiten oder dritten Schluck treten dann Vanille und Haferkekse deutlich mehr in den Vordergrund. Es folgt dann in der logischen Folge der No. 19 aus einem PX-Fass, der aktuell noch nicht erhältlich ist, sondern erst im Herbst auf den Markt kommen wird. Damit sind wir tatsächlich auch schon im fassstarken Bereich angekommen, denn dieser Tropfen bietet bereits kräftige 59,1%. Die Nase bietet zunächst vor allem Liebstöckel, wenn dieses Aroma verflogen ist, kommen aber vor allem Himbeeren, Brombeeren, Pflaumen und Kirschen zum Vorschein. Tatsächlich könnte man sich den Glasinhalt auch als Dressing über einen frischen Salat geben, wenn der hohe Alkoholgehalt nicht wäre. Am Gaumen bleibt es beerig und fruchtig, bevor dann doch noch einmal etwas würzigere Noten in Form von Liebstöckel, Ingwer und Pfeffer zum Vorschein kommen, die sich auch in den langen Abgang hineinziehen.

Es folgt dann die aktuelle Distillery Edition, die bereits sechs Jahre auf dem Buckel hat. Farbe und Geruch deuten hier eher auf Bourbon-Fässer hin, denn hinter kräftigen 60,5% verbergen sich vor allem Vanille, Karamell, Honig und ein großer Korb voller heller Früchte wie Pfirsich, Apfel, Birne und gelber Pflaume. Dieser bunte Obstteller wurde jedoch mit einer ordentlichen Prise Pfeffer abgeschmeckt. Am Gaumen tauchen im ersten Moment auch wieder die verschiedenen Früchte auf, genauso bleibt der Pfeffer präsent, der sich dann auch klar in den Abgang hineinschiebt. Dazwischen verbergen sich noch einige Kräuter, etwas Eiche und eine gute Portion Ingwer. Zum Finale gibt es dann noch eine drei Jahre alte Fassprobe aus dem Cask No. 781, einem Ex-Bourbon Cask. Hier geht es im ersten Moment trotz der kräftigen 59,6% sehr vanillig und cremig zu. Dazu kommen süßer Teig und ein dicker Zuckerguss, so dass man zwangsläufig an frische Cremeschnitten denken muss. Ähnlich startet der Whisky auch am Gaumen, denn Vanille und eine extrem ausgeprägte Cremigkeit stehen sofort wieder im Vordergrund. Erst danach kommen malzige Noten zum Vorschein, die die Jugend des Whiskys belegen, die man allein in der Nase nicht gespürt hätte. Genauso gibt es dann im Abgang wieder eine Prise Pfeffer, die für etwas Würze am Kuchenbuffet sorgt.

Alle vier Abfüllungen zeigen, dass von Thy im hohen Norden Dänemarks tolle Tropfen kommen und auch in Zukunft zu erwarten sind. Mir haben tatsächlich alle vier Whiskys sehr gut gefallen, obwohl sie alle unterschiedliche Aromen mitgebracht haben. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt darauf, im Rahmen meiner Fassteilung die weitere Entwicklung der Brennerei zu verfolgen. Sicherlich werde ich an dieser Stelle auch das eine oder andere Mal über den Fortschritt berichten. Wer auch mal einen Einblick bekommen möchte, auf welchem Stand sich Thy aktuell befindet, dem sei das Online-Tasting im Oktober ans Herz gelegt, das erstmals in englischer Sprache stattfindet. Ich werde auch dabei sein! 

Die Samples wurden mir freundlicherweise kostenlos von Thy Whisky zur Verfügung gestellt.

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