Freitag, 17. März 2023

Copenhagen Distillery Raw, Refined und Rare

Dänischer Whisky erfreut sich immer größerer Beliebtheit auch außerhalb unseres nördlichen Nachbarlandes. Mit Fary Lochan, Mosgaard und Thy haben es inzwischen bereits drei dänische Destillerien ins Programm der SMWS geschafft und auch Berry Bros. & Rudd hat bereits zwei Outturns aus der Nordic Casks Reihe hinter sich, in der Dänemark ebenfalls gut vertreten war. Das sorgt natürlich auch bei uns in Deutschland dafür, dass diese Brennereien immer beliebter werden und immer mehr Whisky-Genießer von der Qualität der Abfüllungen überzeugt sind. Eine Destillerie, die aktuell noch etwas unter dem Radar fliegt, ist die Copenhagen Distillery, die ich auf der Hanse Spirit im vergangenen Januar kennenlernen durfte. Dort wurden neben dem New Make drei aktuelle Abfüllungen vorgestellt, von denen ich Samples mit nach Hause nehmen durfte. Mit Preisen zwischen EUR 200,- und EUR 400,- ist man hier sicherlich deutlich oberhalb der Schmerzgrenze vieler Whisky-Nerds unterwegs, aber spannend ist es allemal, was da in der dänischen Hauptstadt passiert. Deshalb freue ich mich jetzt darauf, mich noch einmal ganz ausführlich mit den drei Abfüllungen beschäftigen zu dürfen.


Den Auftakt macht das dritte Batch aus der Rare-Reihe, in der man sich kreativ etwas austoben und Dinge ausprobieren möchte. Hergestellt ist dieser Single Grain Whisky aus Emmer, die Reifung erfolgte in einem Virgin Oak Cask. Das Getreide ist in der Nase tatsächlich sehr präsent, gleichzeitig gibt es aber auch eine Mischung aus Nüssen, Nougat und etwas Eiche. Am Gaumen geht es ganz ähnlich zu, allerdings kommt hier etwas fruchtige Frische hinzu, die sich in Form von Orangen und Johannisbeeren zeigt. Etwas Kaffee in der Cold Brew-Variante, der sich auch bis in den Abgang durchzieht, rundet das Profil ab. Danach widme ich mich dem dritten Batch der Raw-Reihe, die diesen Namen erhalten hat, weil hier Bio-zertifiziertes Getreide, das übrigens von der Gyrup Farm, zu der auch die Thy Distillery gehört, stammt, verarbeitet wird und das Destillat anschließend in frischen Fässern ohne Vorbelegung reifen darf. Vanille und fast schon angebranntes Karamell sind gleich zu Beginn gut zu erkennen, aber auch das frische Holz spielt hier durchaus eine Rolle. Eine Mischung aus Orangen, Kräutern und Malz ist ebenfalls erkennbar. Am Gaumen dominiert zunächst eine süße Mischung aus Honig und Karamell, bevor dann mit Lakritz, Orange und Eiche weitere Noten hinzukommen. Sehr lange bleiben vor allem Honig und Kräuter am Gaumen hängen.

Kräuter ist dann auch ein gutes Stichwort für die letzte Abfüllung. Wie immer kam hierfür nämlich ein Fass aus ungarischer Eiche zum Einsatz, aber in der Refined-Reihe will die Copenhagen Distillery mit Fässern experimentieren, die von der Brennerei selbst vorbelegt wurden. So wurde hier ein Fass verwendet, das zuvor Kräuterlikör enthielt. Das lässt sich schon in der Nase überhaupt nicht verleugnen, denn Kräuterlikör und Hustenbonbons mischen sich mit Vanille und Karamell. Mit der Zeit entwickelt sich außerdem eine sehr ausgeprägte Lakritznote, die von Kräutern wie Thymian, Salbei und Rosmarin begleitet wird. Am Gaumen gesellen sich zu den genannten Aromen noch etwas Orange und Honig, aber auch hier stehen Kräuterlikör und damit auch die eigentlichen Kräuter klar im Vordergrund. Honig und Kräuter ziehen sich dann auch in den Abgang hinein.

Die Copenhagen Distillery ist anders und bietet bei allen drei Abfüllungen ungewöhnliche Geschmackserlebnisse, die aber durchweg sehr spannend sind. Dabei würde ich keine der drei Abfüllungen als gefällig oder als Einsteiger-Whisky beschreiben, aber alle drei haben absolut ihren Reiz. Beim aktuellen Rare gibt es Nüsse und Nougat, die sich mit Orangen, Beeren und Kaffee verbinden, während der Raw Kräuter, Lakritz, Orangen und Eiche zu bieten hat. Die ungewöhnlichste Abfüllung ist sicherlich der Refined aus dem Kräuterlikör Cask. Dieses hat dem Whisky mit vielen Kräutern und Lakritz seinen Stempel aufgedrückt, aber auch Honig und Orange tauchen hier wieder auf. Da ich auch sehr gerne Kräuterlikör trinke, hat mir dieser Whisky sehr gut gefallen. Mein Favorit aus diesem Dreiergespann war letztlich aber der Rare Cask.

Die Samples wurden mir freundlicherweise kostenlos von Jesper Mathiesen von der Copenhagen Distillery im Anschluss an das Tasting auf der Hanse Spirit zur Verfügung gestellt.

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