Montag, 1. Mai 2023

Festival des deutschen Whiskys auf Burg Scharfenstein (Verband deutscher Whiskybrenner) Tag 1

Zum zweiten Mal findet das Festival des deutschen Whiskys auf der Burg Scharfenstein und damit in der dortigen Whiskywelt statt. Diese Location ist ehrlicherweise für eine solche Veranstaltung unschlagbar, denn sie bietet den Platz und vor allem das besonders Ambiente, das eine solche Messe erfordert und verdient. Darüber hinaus ist man in Leinefelde-Worbis sehr zentral in Deutschland angesiedelt und hat mehrere Hotels in der Umgebung, aus denen man wählen kann. Was allein noch fehlt, was aber auch im letzten Jahr schon ein Thema war, ist ein Shuttle, der mehr oder weniger regelmäßig zwischen Leinefelde, Worbis und Burg Scharfenstein pendelt. Mehr gibt es auf der Burg nicht zu meckern, denn hier kann man sich richtig wohlfühlen. Das haben nicht nur die tollen Tastings bewiesen, sondern das spürt man auch bei jedem einzelnen der rund 30 Aussteller am Stand.


Pünktlich um 11:00 Uhr öffnete die Messe ihre Pforten und die ersten Gäste, die bereits vor dem Burgtor gewartet haben, kamen aufs Gelände, das zusätzlich zu den Ausstellern in den verschiedenen Räumen auch wieder ein leckeres Angebot an Snacks und Getränken im Burg-Cafe und am Grill bot. Meine Frau und mich zog es aber zunächst in den Shop, wo wir unsere Karten für die vorab gebuchten Tastings abholten. Bei der Gelegenheit ließ ich mir dort den Nine Springs 8yo Thuringia Acolon aus der Single Cask Selection einschenken, der nach sechs Jahren im Bourbon-Fass weitere zwei Jahre im Rotweinfass des thüringischen Weinguts Zahn reifte. Mir hat der Mix aus fruchtigen und süßen Aromen mit etwas Würze und einer leichten Holznote im Abgang richtig gut gefallen, leider waren die Flaschen im Shop aber bereits ausverkauft.

Im Anschluss machten wir Station bei The Lübbehusen, die ein neues sieben Jahre altes Single Cask dabei hatten, das mit vielen Noten aus dem PX-Fass als echte Sherry-Bombe daherkam. Diesen Whisky werde ich in Kürze hier noch einmal ganz ausführlich vorstellen. Nach einem kurzen Rundgang durch die spannende und sehr liebevoll gestaltete Ausstellung auf der Burg ging es dann zum Stand des Verbands der deutschen Whiskybrenner. Dort wurden auch einige Abfüllungen von Brennern vorgestellt, die diesmal nicht an der Messe als Aussteller teilgenommen haben. Dazu gehörte auch The Vogel aus Karlsruhe, deren Eagle in frischer Pfälzer Eiche reifen durfte. Das klingt, riecht und schmeckt im ersten Moment ganz spannend, allerdings kommt mir dann im Abgang die Eiche deutlich zu stark zum Vorschein, was zusätzlich durch eine sehr stark ausgeprägte Trockenheit unterstützt wird.

Nach einer kleinen Stärkung mit einer wirklich sehr leckeren Thüringer Bratwurst vom Grill zog es uns zur Brennerei Geuting, wo es ebenfalls eine neue Abfüllung in Fassstärke aus dem Sherry Fass gab. Hier geht es etwas malziger und würziger zu, aber auch hier gibt es tolle Fruchtaromen. Hier hat es uns aber auch besonders gefreut, dass wir Steffi und Magnus Geuting endlich einmal wiedergetroffen haben. Direkt gegenüber hatte die Feinbrennerei Simon einen Stand, hier gab es gleich vier neue Single Casks aus der Whisky is Art-Reihe. Neben zwei Abfüllungen aus dem Rotweinfass war ich besonders von den beiden noch etwas spezielleren Fässern begeistert. Zum einen gab es einen Rye, der im Sauerkirschwein-Fass reifte und ein würzig-fruchtiges Profil mit vielen Kirschen hatte, zum anderen noch einen Whisky, der ausschließlich aus verschiedenen Röstmalzen hergestellt wurde und eine tolle Schoko-Note mitbrachte. Alle vier Abfüllungen sind sehr speziell, aber es lohnt sich wirklich, hier mal einen Schluck zu riskieren.

Bei Thomas Sippel und seinem Palatinatus mussten wir natürlich auch Station machen. Kennengelernt habe ich die Brennerei tatsächlich erst im vergangenen Februar auf einer Weinmesse in Hamburg, schon da war ich von den Abfüllungen begeistert. Das hat sich auch diesmal nicht geändert. Besonders zugesagt hat mir die ganz aktuelle Abfüllung, die in einem Merlot-Fass reifte und bei der sich fruchtig-süße Noten sehr schön mit dem Rotwein verbinden, der erkennbar ist, aber zu keiner Zeit den Whisky überdeckt. Hiervon musste unbedingt eine Flasche mit nach Hause, wobei ich auch bei den beiden fassstarken Abfüllungen aus dem Muskateller (2019/2022) und Madeira (2018/2022) Cask sehr in Versuchung war. Es gab aber auch noch eine Sonderabfüllung, die im American Oak, Ex-Laphroaig und Madeira Cask reifte und fünf Jahre alt ist. Hier machen süße und fruchtige Aromen zwischendurch kurz Pause für den rauchigen Einfluss aus dem Laphroaig-Fass. Davon bin ich eigentlich gar kein großer Fan, hier passte es aber wirklich perfekt.

Später stand dann noch ein 4 Distilleries Tasting auf dem Programm, bei dem sich vier verschiedene Brennereien mit jeweils einer Abfüllung präsentierten. Den Anfang machte Farny mit dem fünf Jahre alten Standard, von dem ich ein früheres Batch hier schon einmal genauer vorgestellt hatte. Das besondere dabei ist, dass dieser Whisky jedes Jahr analog zu den Kühen für 100 Tage auf die Alm gebracht und somit anderen Bedingungen ausgesetzt wird. Die Reifung in amerikanischer Weißeiche mit anschließendem kurzen Sherry-Finish sorgt für viel fruchtige Süße mit Äpfeln und Mango, so dass ich mich fast an einen noch intensiveren und fruchtigeren Glenfiddich 12 erinnert fühle. Anschließend folgte Danne´s acht Jahre alter Single Grain, der Karamell, Vanille, Beeren und vor allem würzige Aromen und etwas Eiche bot. Der Dritte im Bunde war dann der De Cavo von der Märkischen Brennerei, der Deutschlands einziger Höhlenwhisky ist. Das Fasslager wurde auch durch die Flut im Ahrtal in Mitleidenschaft gezogen, allerdings blieben die Fässer glücklicherweise unbeschädigt. Der De Cavo überzeugte schließlich mit Malz, Honig, hellen Früchten und etwas Schokolade. Zum Abschluss präsentierte die Steinhauser Brennerei ihren Brigantia mit Islay Cask Finish. Nach einem fruchtigen Start mit viel Apfel ist der Rauch nur sehr dezent bemerkbar, später kommen Kräuter, etwas Würze und eine leichte Trockenheit hinzu.

Nach dem Tasting brauchten wir eine weitere Stärkung und weil sie so lecker war, musste eine zweite Bratwurst her. So gingen wir gut vorbereitet in unser zweites 4 Distilleries Tasting des Tages, wo diesmal die Brennerei Betz mit ihrem Master Blend den Auftakt machte. Hier kam viel Getreide zum Vorschein, gleichzeitig war der Whisky malzig und bot viel Karamell und Süße. Slyrs steuerte den 51 bei, der ebenfalls sehr malzig auftrat, gleichzeitig aber eine ausgeprägte Cremigkeit an den Tag legte, die mit Orange, Ingwer, Birne und Karamell kombiniert wird. Mit dem aktuellen Peat von Fading Hill wurde es dann etwas rauchiger, wobei der Rauch, der von belgischem Rauchmalz, das bei der Brennerei inzwischen durch solches aus Schottland ersetzt wurde, und der Teilreifung in Quarter Casks von Islay stammt, relativ dezent blieb. Vielmehr zeigte sich der Whisky kräuterig mit Liebstöckel, dazu gestellten sich Birnen, etwas Leder und Schokolade. Auch Kinzig schickte einen Whisky ins Rennen, der aus belgischem Rauchmalz hergestellt wurde, hier erfolgte die Reifung in neuer deutscher Eiche und anschließend in einem Süßweinfass. Zum Start gibt es viel Süße mit Karamell und Honig, anschließend kommen Früchte hinzu, die sich dann immer mehr in die grasige Richtung entwickeln. Das torfige Aroma ist hier schon spürbar, mit der Zugabe von etwas Wasser treten diese aber immer mehr in den Vordergrund.

Bevor es dann zurück in unser Hotel ging, schauten wir noch kurz bei Pittermanns Destillerie aus Köln vorbei, die ich bis dahin ehrlicherweise nicht kannte. Sehr würzigen Ryes stehen hier deutlich filigranere Single Malts gegenüber, die sich aber noch nicht Whisky nennen dürfen. Auch hier werde ich eine Abfüllung aus der Range in Kürze noch einmal ausführlich vorstellen. Hans-Gerhard Fink war mit seiner Finch Destillerie gleich am Nebenstand zu finden, wo es bei den Neuheiten einen tollen 12 Jahre alten Tropfen gab, außerdem hatte er eine Abfüllung in Fassstärke dabei, die exklusiv für Whisky Krüger abgefüllt wurde. Danach war dann der mit zehn Stunden sowohl für Aussteller wie auch für uns als Gäste sehr lange Messetag zu Ende. Da es aber noch sehr viele spannende Abfüllungen an den übrigen Ständen gab, war schon jetzt die Vorfreude auf den zweiten Messetag groß. Uns war aber auch jetzt schon klar, dass die deutsche Whiskylandschaft inzwischen so spannend und vielfältig ist, dass vermutlich auch ein zweiter langer Messetag nicht ausreichen würde, um alles zu probieren, was meine Frau und ich gerne probiert hätten.

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