Sonntag, 3. März 2019

Neuheiten von Claxton´s - The Single Cask aus dem Herbst 2018 (Benrinnes, Dumbarton, Teaninich, Bruichladdich, Springbank, Ledaig)

Von Claxton´s hatte ich in der Vergangenheit schon einige tolle und manchmal auch sehr spezielle Abfüllungen im Glas. Im vergangenen Jahr gab es u.a. einen Ruadh Moar, der eine Mischung aus Schweröl und Honig bot, und einen ganz hervorragenden Auchroisk, der mich an den Zitronenpudding aus meiner Kindheit erinnerte. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich von Pinkernells Whisky Market in Berlin die Möglichkeit bekam, die sechs neuen Abfüllungen aus dem vergangenen Herbst zu probieren. Besonders gespannt bin ich dabei auf einen 16 Jahre alten Bruichladdich, aber auch einen 22 Jahre alten Springbank bekomme ich nicht jeden Tag ins Glas.

Los geht es mit einem zehn Jahre alten Benrinnes, der im Bourbon- und im Sherryfass reifen durfte. In der Nase ist der Whisky deutlich weniger süß, als ich es zunächst erwartet hätte. Hier stehen eher fleischige Noten im Vordergrund, die von Hefe und Malz begleitet werden. Am Gaumen wird es dann fruchtig süß mit Orangen, die sich auch noch lang bis in den Abgang ziehen, und getrockneter Ananas. Dazu kommt frischer Hefeteig und ein ganz leichtes Kaffeearoma. Der zweite Whisky wurde destilliert, als ich gerade zur Grundschule kam. Von 1986 bis 2018 durfte der Dumbarton im Bourbonfass reifen, ehe er mit 57,1% abgefüllt wurde. Besonders sehr süße Vanille-Aromen kommen zum Vorschein und werden von überreifer Banane begleitet. Auch am Gaumen ist die Vanille sehr intensiv und verbreitet sich schnell im gesamten Mundraum. Hinzu kommen Zuckerwatte, Pekannüsse und eine leichte Holzigkeit.

Es folgt eine Destillerie, die häufig unter dem Radar bleibt, weil ein Großteil der Produktion für die Blendindustrie - vorrangig für Johnnie Walker - verwendet wird. Wie schon der vorherige Whisky reifte der 19 Jahre alte Teaninich ausschließlich in einem Bourbon Hogshead. In meiner persönlichen Zeitreise markiert das Jahr der Destillation diesmal den Zeitpunkt meines Abiturs. Auch hier gibt es wieder Vanille, diesmal aber mit deutlich mehr Karamell, Weißbrot und Bananenjoghurt in der Nase. Geschmacklich stehen vor allem süße Vanillesoße und stark karamellisierter Zucker im Vordergrund. Ich muss jedoch gestehen, dass mir die beiden vorherigen Abfüllungen besser gefallen haben, weil mir hier etwas die Komplexität fehlt. Da habe ich an den nächsten Whisky deutlich höhere Erwartungen, schließlich handelt es sich um eine 16 Jahre alte Abfüllung aus dem Sherry Puncheon, die aus meiner Lieblingsdestillerie Bruichladdich stammt. Die Nase bietet eine schöne Mischung aus Leder, Orangen und roten Trockenfrüchten, das Sherryfass hat seine Spuren hinterlassen. In eine ähnliche Richtung geht es auch am Gaumen, allerdings kommt hier nun auch noch Kaffee mit ins Spiel. Am Ende hinterlässt der Whisky ein angenehm trockenes Mundgefühl.

Als nächstes kommt die mit fast EUR 400,- kostspieligste Abfüllung ins Glas. Der 22 Jahre alte Springbank stammt aus dem Bourbon Hogshead und überrascht mit vielen süßen Fruchtaromen, wobei vor allem einheimisches Obst wie Birne und Apfel im Vordergrund steht. Im Hintergrund tauchen einige Speckwürfel auf. Am Gaumen kommt nun eine leichte Rauchnote hinzu, während sich die Früchte mit Honigmelone in eine etwas südlichere Richtung entwickeln. Im Abgang kommen außerdem leichte Zitrusaromen und etwas Ingwer mit ins Spiel. Beim letzten Dram wird es nun sicherlich etwas rauchiger zugehen, denn es folgt ein zehn Jahre alter Ledaig aus dem Refill Hogshead. In der Nase geht es sehr maritim zu mit einem Lagerfeuer direkt am Strand mit einer salzigen Meeresbrise. Am Gaumen kommt mehr Süße in Form von Vanille und Karamell durch, als ich erwartet hätte, allerdings steht auch hier wieder ein deutliches Raucharoma im Mittelpunkt. Ich fühle mich dabei an ein Lagerfeuer bei Ebbe im Wattenmeer versetzt, bei dem Marshmallows im Feuer geröstet werden.

Alle sechs Abfüllungen sind von gewohnt hoher Qualität. Meiner persönlichen Meinung nach fällt der Teaninich etwas ab, da es ihm deutlich an Komplexität mangelt. Der Benrinnes und der Dumbarton gefallen mir ausgesprochen gut und sind dabei auch noch sehr fair bepreist. Die wirklichen Kracher waren aber aus meiner Sicht in der zweiten Hälfte meines kleinen Tastings zu finden. Als großer Laddie-Fan hat mir der Bruichladdich wenig überraschend sehr gut gefallen, allerdings konnten der Springbank, der allerdings deutlich außerhalb meines Budgets liegt, und der sehr maritime Ledaig diese Abfüllung noch toppen. Wer das beste Preis-Leistungs-Verhältnis sucht, sollte beim süßen Nordsee-Lagerfeuer in der Flasche von Ledaig für rund EUR 70,- zuschlagen.


Übersicht der verkosteten Whiskys:

Benrinnes (Claxton´s), Single Malt Scotch Whisky, Speyside, 10yo, 51,7%, EUR 60,-
Dumbarton (Claxton´s), Single Grain Scotch Whisky, Lowlands, 32yo, 57,1%, EUR 160,-
Teaninich (Claxton´s), Single Malt Scotch Whisky, Highlands, 19yo, 53%, EUR 125,-
Bruichladdich (Claxton´s), Single Malt Scotch Whisky, Islay, 16yo, 61,2%, EUR 150,-
Springbank (Claxton´s), Single Malt Scotch Whisky, Campbeltown, 22yo, 55%, EUR 398,-
Ledaig (Claxton´s), Single Malt Scotch Whisky, Highlands (Islands), 10yo, 54,3%, EUR 70,-

Die Samples wurden mir freundlicherweise von Pinkernells Whisky Market Berlin kostenlos zur Verfügung gestellt.

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