Es folgt eine Destillerie, die häufig unter dem Radar bleibt, weil ein Großteil der Produktion für die Blendindustrie - vorrangig für Johnnie Walker - verwendet wird. Wie schon der vorherige Whisky reifte der 19 Jahre alte Teaninich ausschließlich in einem Bourbon Hogshead. In meiner persönlichen Zeitreise markiert das Jahr der Destillation diesmal den Zeitpunkt meines Abiturs. Auch hier gibt es wieder Vanille, diesmal aber mit deutlich mehr Karamell, Weißbrot und Bananenjoghurt in der Nase. Geschmacklich stehen vor allem süße Vanillesoße und stark karamellisierter Zucker im Vordergrund. Ich muss jedoch gestehen, dass mir die beiden vorherigen Abfüllungen besser gefallen haben, weil mir hier etwas die Komplexität fehlt. Da habe ich an den nächsten Whisky deutlich höhere Erwartungen, schließlich handelt es sich um eine 16 Jahre alte Abfüllung aus dem Sherry Puncheon, die aus meiner Lieblingsdestillerie Bruichladdich stammt. Die Nase bietet eine schöne Mischung aus Leder, Orangen und roten Trockenfrüchten, das Sherryfass hat seine Spuren hinterlassen. In eine ähnliche Richtung geht es auch am Gaumen, allerdings kommt hier nun auch noch Kaffee mit ins Spiel. Am Ende hinterlässt der Whisky ein angenehm trockenes Mundgefühl.
Als nächstes kommt die mit fast EUR 400,- kostspieligste Abfüllung ins Glas. Der 22 Jahre alte Springbank stammt aus dem Bourbon Hogshead und überrascht mit vielen süßen Fruchtaromen, wobei vor allem einheimisches Obst wie Birne und Apfel im Vordergrund steht. Im Hintergrund tauchen einige Speckwürfel auf. Am Gaumen kommt nun eine leichte Rauchnote hinzu, während sich die Früchte mit Honigmelone in eine etwas südlichere Richtung entwickeln. Im Abgang kommen außerdem leichte Zitrusaromen und etwas Ingwer mit ins Spiel. Beim letzten Dram wird es nun sicherlich etwas rauchiger zugehen, denn es folgt ein zehn Jahre alter Ledaig aus dem Refill Hogshead. In der Nase geht es sehr maritim zu mit einem Lagerfeuer direkt am Strand mit einer salzigen Meeresbrise. Am Gaumen kommt mehr Süße in Form von Vanille und Karamell durch, als ich erwartet hätte, allerdings steht auch hier wieder ein deutliches Raucharoma im Mittelpunkt. Ich fühle mich dabei an ein Lagerfeuer bei Ebbe im Wattenmeer versetzt, bei dem Marshmallows im Feuer geröstet werden.
Alle sechs Abfüllungen sind von gewohnt hoher Qualität. Meiner persönlichen Meinung nach fällt der Teaninich etwas ab, da es ihm deutlich an Komplexität mangelt. Der Benrinnes und der Dumbarton gefallen mir ausgesprochen gut und sind dabei auch noch sehr fair bepreist. Die wirklichen Kracher waren aber aus meiner Sicht in der zweiten Hälfte meines kleinen Tastings zu finden. Als großer Laddie-Fan hat mir der Bruichladdich wenig überraschend sehr gut gefallen, allerdings konnten der Springbank, der allerdings deutlich außerhalb meines Budgets liegt, und der sehr maritime Ledaig diese Abfüllung noch toppen. Wer das beste Preis-Leistungs-Verhältnis sucht, sollte beim süßen Nordsee-Lagerfeuer in der Flasche von Ledaig für rund EUR 70,- zuschlagen.
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Benrinnes (Claxton´s), Single Malt Scotch Whisky, Speyside, 10yo, 51,7%, EUR 60,-
Dumbarton (Claxton´s), Single Grain Scotch Whisky, Lowlands, 32yo, 57,1%, EUR 160,-
Teaninich (Claxton´s), Single Malt Scotch Whisky, Highlands, 19yo, 53%, EUR 125,-
Bruichladdich (Claxton´s), Single Malt Scotch Whisky, Islay, 16yo, 61,2%, EUR 150,-
Springbank (Claxton´s), Single Malt Scotch Whisky, Campbeltown, 22yo, 55%, EUR 398,-
Ledaig (Claxton´s), Single Malt Scotch Whisky, Highlands (Islands), 10yo, 54,3%, EUR 70,-
Die Samples wurden mir freundlicherweise von Pinkernells Whisky Market Berlin kostenlos zur Verfügung gestellt.
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