Einmal wöchentlich lädt Heiner zum Whisky-Tasting auf der Terrasse seines Duty Free Shops auf Helgoland. Während der Saison ist das immer donnerstags der Fall, in den Wintermonaten finden die Tastings freitags statt. Von Zeit zu Zeit hat Heiner aber auch immer mal wieder besondere Gäste in seinem Laden. So war es auch in diesem September, als Anja Ströbel an einem Samstag sechs verschiedene Abfüllungen aus der Range des Importeurs Whiskymax präsentierte. Neben einem Tullibardine gab es Tropfen der unabhängigen Abfüller Dun Bheagan, James Eadie und Spirit & Cask Range ins Glas. Am Ende des Tastings gab es für die 33 Teilnehmer einen klaren Sieger, der überraschend nicht aus dem Hause Ardbeg stammte.
Den Beginn des Tastings markierte mit dem Tullibardine 225 mit Sauternes Finish ein Whisky, den Heiner auch sonst häufig als Starter wählt. In der Nase bot der Tullibardine gelbe Früchte und Kräuter in Kombination mit viel Honig und Würze. Diese Aromen tauchten auch am Gaumen wieder auf, wurden hier nun aber noch von etwas Eiche begleitet. Für Heiner ist grundsätzlich der erste Whisky des Tages immer ein wenig wie eine Narkose, nach der man wieder aufsteht und plötzlich den Alkohol gar nicht mehr so stark wahrnimmt. Weiter ging es anschließend mit dem einzigen Blended Whisky des Abends, nämlich dem Trade Mark X von James Eadie, in dem neben Whiskys aus allen Regionen Schottlands wie z.B. Lagavulin, Aberlour und Talisker auch die geschlossenen Destillerien Cambus und Littlemill enthalten sind. Bei angenehmen 45,6% bot der Whisky zunächst Vanille, helle Früchte und etwas Rauch in der Nase, am Gaumen war der Rauch dann jedoch deutlich präsenter. Dazu kamen aber auch eine sehr ausgeprägte Süße und etwas Eiche.
Anschließend kamen wir zum ersten großen Highlight des Tastings, denn der vom unabhängigen Abfüller Dun Bheagan stammende BenRiach zählte bereits ganze 21 Jahre und erhielt ein Rum-Finish. Vermählt wurden hier zwei Fässer, die mit einer Trinkstärke von 46% abgefüllt wurden. In der Nase gab es eine spannende Kombination aus viel Ananas mit Pfirsich, Papaya, Vanille und etwas Würze. Am Gaumen war die Ananas immer noch sehr präsent, wurde nun aber von mehr Würze und etwas Eiche begleitet. Hierbei lernten wir auch, dass ein Finish maximal vier Jahre dauern darf, ansonsten wird von einer Maturation gesprochen. Der Star des Abends war aber der folgende zwölf Jahre alte Bunnahabhain, der ausschließlich in einem einzelnen Sherry Butt reifte und mit 48% in die Flasche kam. Viel Sherry, rote Trockenfrüchte, Schokolade, Kaffee und eine leichte Muffigkeit prägten den ersten Eindruck, der am Gaumen noch durch einen Löffel Johannisbeermarmelade und Karamell ergänzt wurde. Vermutlich wird dies jedoch eine der letzten Abfüllungen unter dem Label Dun Bheagan gewesen sein, denn die Marke soll ebenso wie die Schwesterlinie Chieftain´s, die allerdings nicht von Whiskymax vertrieben wird, eingestellt werden. Zuletzt gab es aber zumindest für die deutschen Fans der beiden Reihen etwas Hoffnung, denn es tauchte das Gerücht auf, dass beide exklusiv für den deutschen Markt weitergeführt werden sollen.
Es folgte mit dem 23 Jahre alten Cameronbridge der älteste Whisky des Abends, bei dem es sich allerdings auch nicht um einen Single Malt sondern um einen Single Grain handelt. Hier taucht Whiskymax nicht nur als Importeur sondern auch als Abfüller auf. Das ist übrigens auch bei den bekannten Maximum Peat und Maximum Sherry der Fall, wobei letzterer nach einer Klage zukünftig unter dem Namen El Maximo am Markt zu haben sein wird. Der Cameronbridge hat ein Finish im Brandy-Fass erhalten und bietet in der Nase sehr viel Vanille, Karamell, frische Butterkekse und Biskuitteig. Die bei Grain Whisky oftmals vorhandene Klebstoffnote ist nur unmittelbar nach dem Einschenken vorhanden, verfliegt dann aber sehr schnell. Am Gaumen gibt es leider keine große Weiterentwicklung, es kommen lediglich sehr dezente Aprikosenaromen hinzu. Mit Wasser wird der Whisky deutlich süßer, im Abgang taucht nun aber auch mehr Schärfe auf.
Ins Finale des Abends ging es dann mit einer echten Besonderheit, denn einen Ardbeg, bei dem die Destillerie auf der Flasche genannt wird, mit Altersangabe ist bei unabhängigen Abfüllern eher selten zu finden. Bei diesem 15 Jahre alten Tropfen wurden zwei Fässer vermählt und in Fassstärke mit 58,6% abgefüllt. Von den insgesamt 384 Flaschen sind 90 Stück für den deutschen Markt vorgesehen. Der Whisky bietet neben Vanille und viel Karamell ein ausgeprägtes Raucharoma in Kombination mit sehr dezenten Stachelbeeren. Am Gaumen geht es in eine ähnliche Richtung, nun allerdings in Kombination mit sehr viel Banane und etwas Apfel. Damit endete ein spannender Abend und wir konnten noch etwas mit Anja und Heiner fachsimpeln. Mein herzlicher Dank geht an Anja, die extra für dieses Tasting nach Helgoland gekommen ist, und natürlich an Heiner, der das Event auf die Beine gestellt hat und immer wieder mit spannendem Hintergrundwissen unterstützt hat. Das waren an diesem Abend definitiv nicht meine letzten Drams, die von Whiskymax nach Deutschland gebracht wurden, und auch nicht mein letztes Tasting bei Heiner.
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Tullibardine 225 Sauternes Finish, Single Malt Scotch Whisky, NAS, 43%, EUR 30,- (bei Heiner EUR 26,50)
James Eadie Trade Mark X, Blended Scotch Whisky, NAS, 45,6%, EUR 40,- (bei Heiner EUR 36,50)
BenRiach 21yo Rum Cask Finish (Dun Bheagan), Single Malt Scotch Whisky, 21yo, 46%, EUR 140,- (bei Heiner EUR 135,-)
Bunnahabhain 12yo Sherry Butt (Dun Bheagan), Single Malt Scotch Whisky, 12yo, 48%, EUR 86,- (bei Heiner EUR 79,95)
Cameronbridge 1995 Brandy Finish (Spirit & Cask Range), Single Grain Scotch Whisky, 23yo, 56%, EUR 82,- (bei Heiner EUR 66,50)
Ardbeg 15yo (Dun Bheagan), Single Malt Scotch Whisky, 15yo, 58,6%, EUR 190,- (bei Heiner EUR 179,-)
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