Wie schon in den vergangenen Jahren stand auch in diesem November wieder ein Wochenende in Bremen für mich auf dem Plan, denn der Bottle Market in den Messehallen unweit vom Hauptbahnhof öffnete mal wieder seine Pforten. Schon gegen Mittag durfte ich das Büro verlassen und fuhr zum Hamburger Hauptbahnhof, wo mich bereits meine Frau, Malte von Malte Talks Malts und seine Freundin erwarteten. Knappe eineinhalb Stunden später erreichten wir Bremen, bezogen unsere Hotelzimmer im bahnhofsnahen Ibis Budget und zogen anschließend los zur Messe. Wie immer gab es mehr spannende Abfüllungen an den Ständen, als man an drei Tagen trinken kann, aber gerade das macht so eine Messe doch auch besonders interessant.
Danach schauten wir am Stand von Finch vorbei, weil meine Frau unbedingt eine kleine Flasche mit dem Barrique R in Form eines Lebkuchenmannes haben wollte. Wer noch etwas für den Nikolausstiefel sucht, kann hier für EUR 6,- fündig werden. Ins Glas bekam ich am Stand die neue Xmas-Edition, die sieben Jahre lang im Weinfass lagern durfte. Dabei lag das Fass auf dem Dachboden und war so recht großen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Das hat zur schnelleren Reife beigetragen, gleichzeitig aber auch für einen erhöhten Angels Share von 8% gesorgt. Geschmacklich geht es tatsächlich in die weihnachtliche Richtung mit vielen Gewürzen, roten Früchten, Rosinen und Schokolade.
Wenn man auf einer Whiskymesse unterwegs ist, auf der auch der Whisky Druide Michel Reick einen Stand hat, dann muss man natürlich auch dort vorbeischauen. Die beiden brandneuen Abfüllungen von Scotch Universe, nämlich den torfigen Lowlander Ceres A (Ailsa Bay) und den Inselwhisky Pegasus A (Ledaig) werde ich in Kürze an dieser Stelle im Detail vorstellen. Unter dem Label Whisky Druid gab es am Stand außerdem einen drei Jahre alten getorften Annandale aus dem First Fill Oloroso Hogshead. Obwohl der Whisky noch so jung ist, hat er bereits tolle Aromen entwickelt. Dabei verbindet sich die torfige Note hervorragend mit den fruchtig-würzigen Elementen aus dem Sherry-Fass.
Anschließend stand für uns ein Tasting mit dem unabhängigen Abfüller Claxtons an. Zuvor statteten wir jedoch dem dazugehörigen Stand einen Besuch ab. Klaus Pinkernell, der deutsche Importeur von Claxtons, erzählte uns, dass leider die neuesten Abfüllungen im Tasting noch nicht dabei sein würden, denn das Lineup musste schon vor mehreren Wochen benannt werden, als das aktuelle Bottling noch gar nicht bekannt war. Selbstverständlich konnte man jedoch alle Neuheiten direkt am Stand probieren. Besonders angetan waren wir alle von einem neun Jahre alten Jura mit Sherry-Finish, einer echten Sherry-Bombe. Im Tasting an sich, das von Adrian Hoose, einem Mitglied der Claxton-Familie, geleitet wurde, kamen dann vier Abfüllungen ins Glas. Zunächst erzählte er uns jedoch von seiner Whisky-verrückten Familie, die auch heute noch immer wieder selbst auf Messen unterwegs ist, um tolle Flaschen für das eigene Regal zu ergattern. Aus diesen Flaschen wurden irgendwann Fässer und darauf resultierte letztlich die Gründung des eigenen Labels. Seit diesem Jahr gibt es nun sogar ein eigenes Dunnage Warehouse, in dem gelagert und abgefüllt wird.
Zu Beginn gab es einen zehn Jahre alten Benriach aus dem Bourbon Hogshead, der leicht dreckig daherkam und fast an einen Springbank erinnerte. Neben Speck bot er vor allem exotische Früchte aus der Dose. Es folgte ein 23 Jahre alter Whisky aus der Speyside Distillery mit Vollreifung im Sherry Butt, den ich vor Kurzem bereits ausführlich vorgestellt habe. Danach gab es einen zwölf Jahre alten Ledaig aus dem Bourbon-Fass, der mich an geräucherte Früchte denken ließ. Dabei kamen neben Ananas auch viele Apfelnoten zum Einsatz. Von Ledaig liegen übrigens relativ viele Fässer im Lager von Claxtons, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich zu Islay-Whiskys im torfigen Segment einfach deutlich besser ist. Gleichzeitig ist Adrian der Meinung, dass jeder Ledaig, der länger als vierzehn Jahre reifte, jeden Islay-Whisky geschmacklich schlagen kann. Als Finale gab es dann einen zehnjährigen Ardmore aus einem Laphroaig-Fass. Dieser Whisky schmeckt, als würde man eine Packung Speck öffnen und ein Pflaster auf den Inhalt kleben. Am Gaumen kommt dann noch eine sehr ausgeprägte Karamell-Süße hinzu.
Bevor der erste Messetag dann endete gab es bei Sansibar noch einen 19 Jahre alten Benriach. Wie immer muss ich an Sansibar ein ganz großes Lob aussprechen, denn wo einige andere Aussteller Kneipenpreise für die Drams verlangen, findet man hier immer wieder sehr faire Preise vor. So macht eine Messe Spaß und so haben letztlich auch beide Seiten etwas davon, denn wer zu einem realistischen Preis probieren kann, wird vielleicht auch eher eine ganze Flasche kaufen. Als Rausschmeißer ließ ich mir bei der SMWS einen West Coast Warlock einschenken, einen mit sieben Jahren noch sehr jungen Glen Scotia, der mit seiner Kraft einen tollen Abschluss bildete. So ging es für uns glücklich und mit vielen tollen Eindrücken zurück ins Hotel. Die Vorfreude auf den zweiten und dritten Messetag war geweckt!
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