Wenn man an Whisky aus Schweden denkt, dann fällt den meisten zunächst Mackmyra ein. Der eine oder andere wird dann vielleicht auch noch auf High Coast bzw. ehemals Box Whisky kommen, aber dann wird es doch schon dünn. Nach und nach rutscht nun aber mit Smögen eine weitere Destillerie auf die Landkarte der deutschen Whiskygenießer. Dort wird seit 2010 ein rauchiger und maritimer Whisky produziert, für den das Malz aus Schottland importiert wird. Ansonsten wird aber auf einer kleinen Anlage mit ganz viel Handarbeit und vor allem Herzblut gearbeitet. Ich darf heute gleich zwei Abfüllungen der Destillerie probieren, denn ich habe jeweils ein Sample vom sechs Jahre alten 100 Proof Batch 2 Sherry Quarter Casks und vom acht Jahre alten Whisky in Fassstärke im Glas. Bei den Eckdaten der beiden Whiskys denke ich vor allem an eine Parallele zu Islay. Ob sich Smögen tatsächlich geschmacklich in diese Richtung orientiert oder letztlich vielleicht doch ganz eigen ist, werde ich jetzt herausfinden.
Sonntag, 30. Mai 2021
Smögen Swedish Single Malt Whisky 100 Proof 6yo Batch 2 (Sherry Quarter Casks) und 8yo
Zunächst schenke ich mir den 100 Proof ein, der in Oloroso Sherry Quarter Casks reifen durfte. Direkt nach dem Einschenken ist ein angenehmes Raucharoma zu erkennen, außerdem aber auch eine Mischung aus fruchtigen und würzigen Aromen. Rosinen und dunkle Beeren sorgen für die nötige Süße, auf der anderen Seite stehen Zimt und Vanille. Alle Elemente liegen auf einer von der Sonne aufgeheizten Straße im Hochsommer. Am Gaumen ist auch das torfige Aroma wieder sehr stark wahrnehmbar, hier kommen zu den roten Früchten aber auch noch reife Orangen und Grapefruits hinzu. Auch die Würze taucht wieder auf und mischt sich gut ins extem vollmundige Gesamtprofil. Der Abgang fällt dann recht lang aus und bietet Rauch, Teer und Lakritz.
Weiter geht es dann mit dem acht Jahre alten Tropfen, der aus sieben First Fill Bourbon Barrels und einem Sherry Hogshead besteht. Das rauchige Grundaroma, das mit Teer und einer maritimen Note kombiniert wird, taucht auch hier wieder auf, so dass also durchaus erkennbar ist, dass beide Whiskys aus einer Destillerie stammen. Statt der roten Früchte gibt es jetzt allerdings Stachelbeeren, Maracuja und Birnen. Am Gaumen wird der Whisky dann im ersten Moment fruchtig-süß, wobei die Birne - jetzt aus der Dose - absolut im Vordergrund steht. Das hält jedoch nur einen kleinen Moment an, denn dann betreten Rauch und Teer die Bühne und machen sehr deutlich, wer hier die Hauptrolle spielt. Der Abgang fällt etwas kürzer und dezenter aus als beim 100 Proof, bietet aber ebenfalls wieder Rauch, Teer und Lakritz, hier aber immer noch gemäßigt durch die Süße der Birne.
Obwohl ich eigentlich nicht der größte Fan rauchiger Whiskys bin, gefallen mir beide Abfüllungen sehr gut. Die etwas jüngere Kombination mit Sherry hat bei mir dabei ganz leicht die Nase vorn, denn die dunklen Früchte in Kombination mit rauchigen und maritimen Noten finde ich immer sehr spannend. Gemein haben beide Abfüllungen eine ungemeine Vollmundigkeit. Der Whisky legt sich fast wie Sirup über die Zunge, was ihn noch einmal besonders aromatisch wirken lässt. Kann man Smögen nun tatsächlich mit Islay-Whiskys vergleichen? Aus meiner Sicht nicht, denn dieses Profil habe ich auf Islay bisher noch nicht wahrgenommen. Aber auch die rauchigen Abfüllungen von Mackmyra und High Coast gehen in eine andere Richtung, so dass es auch kein typischer Schwede ist. Vermutlich können wir uns darauf einigen, dass es zwei typische Abfüllungen von Smögen sind - und wenn sich dieses Prädikat durchsetzt, ist das sicherlich nicht das schlechteste Merkmal.
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Smögen 100 Proof Swedish Single Malt Whisky Batch 2, Single Malt Whisky, Oloroso Sherry Quarter Casks, 6yo, 57,1%, EUR 100,- (0,5l)
Smögen Single Malt 8yo 2012/2020, Single Malt Whisky, 7 First Fill Bourbon Barrel + 1 Sherry Hogshead, 8yo, 59,8%, EUR 109,- (0,5l)
Die Samples wurden mir freundlicherweise von Kirsch Import kostenlos zur Verfügung gestellt.
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