Anfang Juni luden die Jungs von Simple Sample zu ihrem bisher größten Online-Tasting. Hierbei handelte es sich um ein Vertical Tasting der irischen Waterford Distillery, in dem Abfüllungen verglichen wurden, die jeweils ausschließlich aus dem Getreide von einer Farm produziert wurden. Hierfür haben sich die beiden Verstärkung in Form von CEO Mark Reynier und Michel Reick geholt. Das Tasting wurde zunächst blind durchgeführt, es gab aber ein wirklich tolles und liebevoll gestaltetes Booklet, in dem einerseits sehr viele Informationen zu finden waren, gleichzeitig aber auch die eigenen Eindrücke festgehalten werden konnten. Nachdem sich Mark und Michel kurz vorgestellt hatten, gab es zunächst ein einführendes Video, in dem auch einige der Farmer vorgestellt wurden. Hier wurde auch noch einmal klargestellt, dass Terroir bei Waterford im Vordergrund stehen soll und ausschließlich irische Gerste verwendet wird. Allein dieses Video enthielt schon so viele Informationen, dass man einen Blogbeitrag davon hätte verfassen können, hier soll es aber heute vorrangig um die Drams gehen. Direkt im Anschluss floss dann auch der erste Dram ins Glas - und genau da steigen wir jetzt auch ein.
Donnerstag, 3. Juni 2021
Online-Tasting Waterford Irish Single Malt Whisky mit Mark Reynier und Michel Reick (Simple Sample)
Wobei, ein wenig Geduld war doch noch gefragt, denn zuvor gab es noch eine kurze Einführung in die Idee, die hinter Waterford steckt. Im Vordergrund soll die Gerste stehen, denn nach Marks Meinung wächst in Irland die beste Gerste Europas. Für Waterford wird Gerste auf rund 40 Farmen in ganz Irland angebaut, dann aber auch immer separiert angeliefert und verarbeitet, so dass bei jeder Abfüllung klar ist, woher die Gerste für den Whisky kam. Durch eine gewisse Fluktuation bei den Farmen wurde inzwischen Gerste von fast 100 verschiedenen Farmen für die Whisky-Produktion verwendet. Dass Mark schwer zu stoppen ist, wenn er erst einmal anfängt, über seine Leidenschaft zu sprechen, habe ich vor Kurzem schon in einem anderen von Kirsch Whisky und whiskygermany organisierten Tasting gelernt. Steffen und Olli fanden dann aber doch eine Lücke, so dass das Sample #1 nach langem Schnuppern nun auch probiert werden durfte. Welche Abfüllung es war, wurde wie gesagt noch nicht verraten, aber die Nase bot malzige Aromen mit Honig und einer leichten Fruchtsüße. Geschmacklich kommt zu diesen Aromen noch ein Mix aus Eiche und Lakritz. Direkt im Anschluss wurde dann aufgelöst und es handelte sich um Ballymorgan 1.2.
Das Sample #2 hat wieder malzige Aromen mit Honig, dazu kommt nun aber ein leichtes Maisaroma, obwohl natürlich kein Mais bei der Produktion zum Einsatz kam. Dazu gesellt sich ein salziger Unterton, der sich auch am Gaumen wiederfindet. Die malzige Note erscheint mir hier sogar noch etwas stärker ausgeprägt, dazu kommen wieder Lakritz und Karamell. Die Eichennote dagegen taucht erst ganz am Ende des Abgangs auf, wo aber auch das Salz noch einmal besonders gut zum Vorschein kommt. Da die restlichen Auflösungen erst ganz am Ende erfolgen sollten, mussten wir uns nun in Bezug auf die Frage, was wir hier im Glas hatten, etwas gedulden. In der Zwischenzeit erklärte Mark allerdings, warum er seinen Whisky aus einem Tumbler trinkt. Für ihn ist Tasting Arbeit, aber Drinking ist Vergnügen und dafür braucht er Wasser. Er empfiehlt grundsätzlich immer mindestens einen Tropfen Wasser im Dram, weil sich dadurch ganz neue Aromen eröffnen. Nach oben ist dabei aber keine Grenze gesetzt. Er bevorzugt jedoch eine Mischung aus 50% Whisky und 50% Wasser. Gleichzeitig wird es von Waterford niemals eine Single Cask Abfüllung geben. Wirklich gute Fässer sind sehr schwer zu finden, gleichzeitig haben sie in Marks Augen den Makel, dass sie einfach eine Maßnahme sind, um schnell und einfach Geld zu machen. Das ist nicht sein Ansatz, er möchte mehr Tiefe in seinen Abfüllungen. Ein Single Cask ist für Mark wie ein einzelnes Bild aus einem Film, mit dem man den Film und somit die Destillerie nicht verstehen kann.
Das Sample #3 bietet wieder Malz und Honig, dazu kommt diesmal eine leicht grasige Note in Kombination mit etwas Kakao. Am Gaumen taucht die malzige Note dann wieder deutlich intensiver auf, gleichzeitig erkenne ich aber auch cremiges Karamell und Honig. Außerdem sind ganz milde Bergpfirsiche und Butterkuchen zu entdecken. Die salzige Note taucht im Abgang noch einmal auf. Die folgende Pause habe ich genutzt, um mir mal einen der Whiskys genauer auf der Homepage von Waterford anzusehen. Wenn man nämlich den Code auf der Rückseite der Flasche dort eingibt, dann bekommt man die volle Transparenz zu der Abfüllung inklusive einer Auflistung der genauen Fässer die verwendet wurden. Das imponiert schon sehr. Die bei Simple Sample etablierten sechs Minuten Pause reichen aber bei Weitem nicht aus, sich alle Informationen anzusehen, also kehre ich jetzt zunächst zum Sample #4 zurück. In der Nase wirkt es etwas dezenter als die beiden vorherigen und bietet neben Malz und Honig wieder eine leicht grasige Note, jetzt allerdings in Kombination mit Mandeln und exotischen Früchten. Am Gaumen startet der Whisky mit Waldhonig, Orange, Malz und Kakao, dann kommen aber auch würzige und fast schon pfeffrige Noten zum Vorschein, die sich vor allem im Abgang bemerkbar machen.
Bevor wir endlich zur Auflösung kommen sollten, wurde der Spannungsbogen noch einmal erhöht, denn es stand ja noch Sample #5 aus. Allerdings hat sich Mark hier schon ein wenig dahingehend verplappert, dass dieser Whisky eine ähnliche Fasszusammensetzung hat wie #1, so dass hier eigentlich nur noch Sheestown 1.2 in Frage kommt. Hier gibt es wieder malzige Aromen und Honig zum Start, nun aber kombiniert mit einer Dosenbirne und frischem Biscuit. Geschmacklich kommen dann noch dunkle Früchte hinzu, gleichzeitig gibt es aber wieder eine dezente Würze mit etwas Eiche, Ingwer und Grapefruit. Zum Ende folgt natürlich noch die Auflösung, die mit einem Voting kombiniert wurde, in dem jeder tippen konnte, bei welchem Sample es sich um welche Farm handelt. Nach der Auflösung von #1 und dem Tipp von Mark war klar, welche Abfüllung sich hinter Sample #5 verbirgt, aber der Rest blieb spannend. Bei Sample #2 handelt es sich um Hook Head 1.1, das Sample #3 war der Lakefield 1.1 und somit bleibt für das Sample #4 nur noch der exklusiv für Deutschland abgefüllte Tinnashrule 1.1, den ich in Kürze auch noch einmal gesondert vorstellen werde.
Mein ganz herzlicher Dank geht an die Jungs von Simple Sample für die Organisation des Tastings, meinen Lieblings-Druiden Michel für seine Eindrücke zu den verschiedenen Abfüllungen und Mark für seine interessanten Ausführungen. Natürlich ist er manchmal wirklich sehr ausschweifend, aber das zeigt, wie enthusiastisch er immer noch ist, wenn es um das Thema Whisky geht. Er lebt Whisky und das zeigt sich in jedem Satz, den er spricht. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, was uns in Zukunft von Waterford noch erwarten wird. Bisher haben alle Abfüllungen noch eine sehr malzige Note gemein, die aber vorrangig mit Honig und je nach Abfüllungen mit diversen anderen Aromen kombiniert wird. Dabei wirkt jeder Whisky trotz seiner Jugend recht filigran und gut ausgewogen. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass noch ein paar Jahre mehr im Fass die Abfüllungen von Waterford zu noch besseren Whiskys reifen lassen, als sie es heute schon sind.
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Waterford Ballymorgan 1.2, Irish Single Malt Whisky, 4yo, 50%, EUR 70,-
Waterford Hook Head 1.1, Irish Single Malt Whisky, 3yo, 50%, EUR 70,-
Waterford Lakefield 1.1, Irish Single Malt Whisky, 3yo, 50%, EUR 70,-
Waterford Tinnashrule 1.1, Irish Single Malt Whisky, 3yo, 50%, EUR 70,-
Waterford Sheestown 1.2, Irish Single Malt Whisky, 4yo, 50%, EUR 70,-
Die Samples und das Altglas wurden mir freundlicherweise von Simple Sample kostenlos zur Verfügung gestellt.
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