Whiskey aus Irland ist ein extrem spannendes Thema und neue Destillerie poppen auf der grünen Insel fast wöchentlich aus dem Boden. Dabei ist es längst nicht mehr so, dass Whiskey aus Irland immer nur der typisch dreifach destillierte Tropfen mit mildem Geschmacksprofil ist, denn die Bandbreite ist inzwischen enorm groß geworden. Um hier mal wieder einen guten Einblick zu bekommen, habe ich vor einiger Zeit am spannenden Online-Tasting von Simple Sample und der deutschen Expertin für irischen Whiskey, Mareike Spitzer, teilgenommen. Vom ungelagerten Poitin über einen milden Fercullen bis zum fassstarken Fairy Cask Edition 2, den Mareike unter ihrem eigenen Label abgefüllt hat, war so einiges dabei, was die Herzen der Fans irischer Whiskeys höher schlagen lässt. Dabei gab es nicht nur tolle Drams ins Glas, sondern auch immer wieder spannende Geschichten zu den einzelnen Destillerien. Mareike ist inzwischen schon seit zehn Jahren mit ihrem Shop aktiv und gleichzeitig Importeurin für alle Abfüllungen des Abends.
Sonntag, 1. August 2021
Irish Whiskey Tasting mit Simple Sample und Mareike Spitzer (Irish-Whiskeys.de)
Zum Start in den Abend gibt es zunächst einen Poitin, also einen typischen, klaren Brand aus Irland, der auch ein New Make sein könnte, im Falle des im Glas befindlichen Micil aber eine etwas andere Zusammensetzung hat. Zwar wird auch gemälzte Gerste verwendet, dazu kommt aber auch die in Connemara wachsende Bogbean. Das sorgt in der Nase für fruchtig-süße Aromen mit Honig und Kräutern, dabei fühle ich mich stark an einen Gin erinnert. Am Gaumen wird es dann noch kräuteriger und herber. Ich finde es spannend, mal wieder einen Poitin probieren zu können, aber mein Lieblingsgetränk wird er eher nicht werden. Danach geht es dann weiter mit dem Fercullen 10yo, einem Single Grain Whiskey aus der Powerscourt Distillery südlich von Dublin. Hier wird seit rund drei Jahren Whiskey produziert, so dass für die aktuell erhältlichen Abfüllungen Whiskey zugekauft wird. Die jetzt abgefüllten Fässer stammen von Cooley, wo Master Distiller Noel Sweeney früher tätig war und von wo er eine gute Auswahl an Fässern mitbringen konnte. Vermutlich im Herbst dürfen wir uns aber auf die erste eigene Abfüllung freuen. In der Nase gibt es hier Vanille, Mandel und Zitrusaromen, am Gaumen werden Zitrone und Orange deutlich intensiver, dazu kommen Honig, Vanille und etwas Getreide.
Der folgende Two Stacks The First Cut ist dann ein Blended Whiskey. Two Stacks brennt allerdings nicht selbst, sondern ist ein Bonder mit einem großen Warehouse, auf das zugegriffen werden kann. Eine Altersangabe gibt es hier nicht, man kann aber beim First Cut von rund vier Jahren ausgehen. In der Nase tauchen hier Vanille, Trifle mit Pfirsich und eine leichte Eichennote auf, während am Gaumen die Eiche deutlich stärker zum Vorschein kommt, dann aber auch von Lakritz begleitet wird. Der folgende Black OPS ist ebenfalls ein Blended Whiskey mit einer Mischung aus Bourbon- und Sherry-Fässern mit einem Finish in stark ausgebrannten Bourbon-Fässern. Das sorgt für viel Karamell, leichte Fruchtnoten, angebranntes Holz und Kräuteraromen. Geschmacklich geht der Whiskey dann in Richtung Honig, Würze, Eiche und Rauch, dazu kommen aber auch leicht fleischige Noten. Im vergangenen Jahr hat man bei Black die erste eigene Brennblase für die Whiskeyproduktion installiert, so dass wir in einigen Jahren auch von dort eigenen Whiskey erwarten können.
Es folgt ein Whiskey aus einer Destillerie, die ich persönlich sehr spannend finde, aber leider noch nicht persönlich besuchen konnte. Die Pearse Lyons Distillery befindet sich in Dublin in einer alten Kirche. Für die fünf und sieben Jahre alten Abfüllungen stammt der Malt bereits aus eigener Produktion, der Grain wird grundsätzlich zugekauft, weil einfach die Kapazitäten in der Kirche nicht ausreichen. Beim hier vorliegenden 12yo ist auch der Malt noch zugekauft, da die Destillerie noch nicht lange genug existiert. In der Nase fühle ich mich an Gummibärchen erinnert, dazu kommen aber auch Äpfel, Birnen und Pfirsiche, wobei der Fruchtmix sowohl frisches Obst wie auch künstliche Noten enthält. Auch am Gaumen bleibt es sehr fruchtig mit viel Apfel und Pfirisch, hier jetzt aber mit Karamell gesüßt. Der folgende Spade and Bushel ist ein 14 Jahre alter Single Malt, der auf 2.100 Flaschen limitiert ist. Nach zwölf Jahren im Bourbon-Fass gab es ein zweijähriges Finish im Marsala Cask. Dass die Destillerie von Amerikanern geführt wird, merkt man bei einem Besuch vor Ort, denn es gibt überdurchschnittlich viel Merch. Das Aroma, das aus dem Glas strömt, erinnert mich dann an Karamell, Zitrusnoten, rote Beeren und ein wenig Eiche. Am Gaumen wird es deutlich kräftiger mit viel mehr Würze, gleichzeitig aber auch Pfirsichen und leichten Kräuteraromen. In diesem Fall wurde der Whiskey von Bushmills zugekauft.
Das Finale bestreitet dann ein Whiskey aus einer eigenen Abfüllungsreihe von Mareike. Als sie vor zehn Jahren angefangen hat mit dem Import irischer Whiskeys, gab es keine Einzelfassabfüllungen aus Irland. Sie fragte damals bei Jack Teeling an, ob er ihr ein Fass anbieten könnte. Sie durfte damals aus zwei Fässern wählen und hat dann das erste Single Cask von Teeling überhaupt auf den Markt gebracht. Später folgte dann die Black Rocks Reihe, in der immer Bourbonfässer in Fassstärke mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis abgefüllt werden. Seit 2019 gibt es nun die Fairy Cask Reihe, die immer ein Finish oder eine Vollreifung in einem anderen Fasstyp als Bourbon bieten soll. Die Edition 2 hat ein Port Finish erhalten und bietet einen Mix aus Pflaumen, Erdbeeren, Haselnüssen und etwas Würze, dazu kommt ein leichter Muff, der aber gut ins Profil passt. Geschmacklich stehen dann Kirschen, Erdbeeren, Johannisbeeren und wieder Nüsse im Vordergrund. Eine leichte Würze muss sich erst entwickeln und wird mit der Zeit immer intensiver, nach und nach kommen etwas Eiche und ein leichtes Schokoladenaroma hinzu. Bei diesem Blended Whiskey stammt der Grain-Anteil von Midleton, während der Malt-Anteil von Bushmills eingekauft wurde. Das Tasting mit den Jungs von Simple Sample und Mareike hat mal wieder richtig viel Spaß gemacht und es gab einen tollen Überblick über die Bandbreite an irischen Abfüllungen auf dem Markt. Und wer sich einmal mehr mit irischem Whiskey auseinandersetzen möchte, dem sei auf jeden Fall Mareikes Shop empfohlen. Darüber hinaus bietet sie auch regelmäßige Tastings an, im Herbst wird es außerdem wieder ein Irish Whiskey Weekend mit spannenden Online-Veranstaltungen geben.
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Micil Irish Poitin, Poitin, ungereift, 0yo, 44%, EUR 32,- (0,5l)
Fercullen 10yo, Single Grain Whiskey, 10yo, 40%, EUR 49,- (0,7l)
Two Stacks - The First Cut, Blended Whiskey, NAS, 43%, EUR 36,- (0,7l)
Blacks Irish Whiskey Black OPS, Blended Whiskey, 43%, EUR 35,- (0,7l)
Pearse Lyons 12yo, Single Malt Whiskey, 12yo, 43%, EUR 50,- (0,7l)
Spade and Bushel 14yo Marsala Finish, Single Malt Whiskey, 14yo, 45%, EUR 66,- (0,7l)
Fairy Cask Edition 2, Blended Whiskey, Port Cask Finish, 12yo, 54,5%, EUR 80,- (0,7l)
Ich wurde freundlicherweise kostenlos von Simple Sample zu diesem Tasting eingeladen.
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