Noch ein weiteres Mal machten Simple Sample mit ihrer Deutschland-Tour am Bodensee Halt, diesmal bei der Brigantia Whisky Destillerie. Unterstützung im Online-Tasting erhielten sie von Christian und Mortitz live aus dem Whisky-Stadl der Brennerei, die gemeinsam mit Simple Sample durch das spannende Programm führten, das neben fünf Whiskys von Brigantia zum Finale auch noch einen Rum zu bieten hatte. Ich bin ja nach wie vor großer Fan deutscher Whiskys und hatte zuletzt auf dem Festival des deutschen Whiskys auf Burg Scharfenstein einen Brigantia im Glas. Dort war ich vor allem von den fassstarken Abfüllungen begeistert. Nicht nur deshalb war ich sehr gespannt auf dieses Online-Tasting, denn mit der Edition Constantia sollte auch ein zwölf Jahre alter Whisky ins Glas kommen. Klingt nach einem tollen Abend? So war es letztlich auch!
Sonntag, 11. Dezember 2022
Online-Tasting Brigantia Whisky Destillerie (Steinhauser / Simple Sample Deutschland Tour Stopp #4)
Das Tasting startet mit dem Classic, der ohne Altersangabe mit 43% daherkommt, aber aktuell ein Alter von rund vier Jahren hat. Über die Zusammensetzung der Fässer ist nicht viel bekannt und auch Christian und Moritz wollten nicht mehr verraten, als dass amerikanische Weißeiche und Sherry im Mix vorhanden sind. Die Jugend merkt man diesem Whisky durchaus an, aber gleichzeitig liefert die Nase Schokolade, Birne Helene und dahinter etwas Eiche. Am Gaumen ist die Eiche sogar noch etwas präsenter, gleichzeitig tauchen aber auch hier wieder Kakao und leicht fruchtige Noten auf. Danach folgt dann der Schwaben Whisky, der sein letztes Reifejahr auf dem Bodensee auf der MS Schwaben verbringt und so noch ordentlich Bewegung bekommt. Hier kamen je zwei Bourbon Fässer und zwei aus amerikanischer Weißeiche zum Einsatz, was in der Nase für einen fruchtig-malzigen Mix gesorgt hat. Neben Pfirsich und Birne sind hier aber weiterhin auch viel Malzigkeit und vor allem Würze zu erkennen. Am Gaumen bleibt das Profil grundsätzlich erhalten, aber hier kommen nun noch auch noch nussige Noten hinzu. Trotzdem bleibt der würzige Grundcharakter erhalten, der auch von viel Eiche begleitet wird.
Es folgt der zwölf Jahre alte Whisky von Brigantia in der Edition Constantia, bei dem ebenfalls wieder der genaue Fassmix nicht verraten wird, es sind bei diesem zweiten Batch aber Süßweinfässer und amerikanische Weißeiche enthalten. Der Name Constantia kam dadurch zustande, dass der ursprüngliche Gedanke war, die jüngeren Whiskys Brigantia zu nennen, weil das Wasser bei Bregenz in den Rhein geht, die älteren Whiskys dann aber Constantia, weil bei Konstanz das Wasser den Rhein wieder verlässt. Um eine Marke aufzubauen, haben sich Christian und Moritz aber letztlich darauf geeinigt, dass der Whisky immer Brigantia heißt, gleichzeitig sollte die Idee des Vaters aber nicht ganz aufgegeben werden. In der Nase wirkt der Whisky deutlich runder als die beiden ersten Abfüllungen, wobei hier getrocknete Früchte, Rosinen, Kakao und Karamell zum Vorschein kommen. Auch am Gaumen wiederholt sich grundsätzlich das Aromenprofil, das hier noch durch etwas Tabak und Leder ergänzt wird. Für meinen persönlichen Geschmack hätte es aber noch ein etwas erhöhter Alkoholgehalt sein dürfen, um noch mehr der spannenden Aromen transportieren zu können. Danach war dann Zeit für die obligatorischen sieben Minuten Pause, in denen es ein paar Bilder aus der Brennerei zu sehen gab, bevor dann die Fassstärken ihren Einsatz bekommen sollten.
Im Anschluss an die Pause gab es eine Fassprobe aus einem Sauternes Fass mit 56,8%, das rund neun Jahr auf dem Buckel hat. Geplant ist, dass genau dieses Fass im kommenden Jahr als erste Distillery Exclusive Abfüllung zu haben sein wird, also nur vor Ort zu bekommen ist. In der Nase tauchen hier fruchtige Noten auf, die mich an Pfirsich, Aprikose, Apfel und etwas Banane erinnern. Gleichzeitig gibt es aber auch etwas Orange, Marzipan und deutliche Nussaromen. Am Gaumen wiederholt sich das Profil grundsätzlich, aber die Orange tritt noch etwas stärker in den Vordergrund. während gleichzeitig deutliche Schokoladennoten mit auf den Plan treten. In Kombination mit dem Marzipan tendiert dieser Whisky dann schon fast in Richtung Dominostein. Danach gab es dann das Islay Single Cask, das ich schon beim Tag des deutschen Whiskys auf Burg Scharfenstein probieren durfte. Dort hat er meinen Geschmack nicht zu 100% getroffen, weil neben süßen Aromen auch deutlich medizinische Noten sehr gut erkennbar waren. Genauso präsentiert er sich auch diesmal wieder, was für mich für ein Laphroaig-Fass spricht, was im späteren Verlauf auch bestätigt wurde. Am Gaumen steht dann die Süße deutlich mehr im Vordergrund, wobei es einen Mix aus Vanille, Karamell, Apfel und Aprikose gibt, erst danach kommt der medizinische Rauch wieder deutlicher zum Vorschein.
Das Finale bildet dann der Rubo, ein Rum mit 41%, der ebenfalls in einem Islay Fass reifen durfte. Die Zuckerrohrmelasse für den Rum stammt aus Guatemala, diese wird dann direkt am Bodensee weiterverarbeitet. In der Nase gibt es hier einen tollen Rumtopf mit überreifen roten Früchten, der aber auch einige Ester-Noten mitbringt. Dabei kommen hier wie bei allen anderen Produkten der Brennerei weder Zucker noch Farbstoff zum Einsatz. Das Islay-Fass kommt in der Nase nicht durch, auch am Gaumen taucht nur im Abgang ein ganz dezenter Rauch auf. Dafür gibt es geschmacklich eine tolle Süße, die vom Fass zum Ende hin etwas gebremst wird, was der Abfüllung aber durchaus guttut. Insgesamt haben mir die sechs Proben gut gefallen, wobei vor allem die Fassprobe aus dem Sauternes-Fass zu überzeugen wusste. Auch der Ausflug zum Rum war durchaus spannend, wobei mir der Einsatz des Islay-Fasses hier sogar besser gefallen hat als beim Whisky. Es lohnt sich aber absolut, die Brennerei auch weiterhin im Auge zu behalten.
Ich wurde freundlicherweise kostenlos von Simple Sample zu diesem Online-Tasting eingeladen.
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