Mittwoch, 8. Februar 2023

Online-Tasting Finch Whisky (Deutschland Tour mit Simple Sample)

Mitte Januar stand der siebte Stopp der Deutschland-Tour von Simple Sample auf dem Programm. Diesmal ging es auf die schwäbische Alb zu Hans-Gerhard Fink und seinem Finch Whisky, der dort aktuell rund 6.000 Fässer in seinem Warehouse-Bestand hat. Diese große Menge an Fässern erlaubt es ihm natürlich, den Whisky etwas länger reifen zu lassen, so dass derzeit in der Regel mit einem Alter von acht Jahren aufwärts abgefüllt wird. Im Herbst 2021 waren meine Frau und ich schon einmal persönlich bei Hans-Gerhard zu Gast und konnten uns einen Eindruck von den riesigen Beständen machen. Da das natürlich auch mit einer Kostprobe aus dem einen oder anderen Fass einherging, haben wir zumindest einen kleinen Einblick bekommen, was für tolle Tropfen dort noch lagern. Obwohl wir die meisten der im Tasting enthaltenen Tropfen schon kannten, haben wir uns sehr auf den Abend mit gleich acht Whiskys von Finch gefreut.


Wir starten in den Abend mit dem Bullhead Whisky Fan Edition für das Wacken Open Air. Dahinter verbirgt sich ein acht Jahre alter Triple Oak aus American Oak, Port- und Weinfass mit 42,6%, der hochwertig aber nicht kompliziert sein soll. In der Nase gibt es eine fruchtig-süße Mischung aus Karamell, viel Vanille und Trauben. Dazu kommen dann Milchschokolade und würzige Aromen, die sich sehr schön einfügen. Am Gaumen bleibt das Profil relativ ähnlich, wobei es ganz am Ende eine leichte Minznote gibt. So schlecht der Ruf von Merch-Whisky manchmal ist, so gut gefällt mir dieser unkomplizierte Tropfen als Einsteiger. Weiter geht es anschließend mit dem ebenfalls acht Jahre alten Dinkel Port. Auf der schwäbischen Alb hat der Dinkelanbau eine große Tradition, deshalb hat sich Hans-Gerhard dazu entschlossen, diese Getreideart auch in die Flasche zu bringen. Da dies nach mehreren Experimenten aus seiner Sicht am besten zum Portfass passt, ist dann der Dinkel Port entstanden. Das sorgt in der Nase vorrangig für eine fruchtig-saure Süße mit Kirsche, Orangen und Beeren. Dazu kommen Getreide und ein wenig Mandel. Am Gaumen wird das Profil noch etwas komplexer, denn es gibt neben den Früchten jetzt auch noch stärker ausgeprägte Nussaromen, etwas Kakao und Karamell.

Als dritte Abfüllung des Abends kommt der Barrique R ins Glas, der acht Jahre lang im Rotwein Barrique reifen durfte. Neben sehr dunklen Früchten tauchen in der Nase vorrangig Haselnuss, dunkler Kakao und erdige Aromen auf. Am Gaumen steht zunächst die Frucht wieder im Vordergrund, wobei es nun auch leichte Zitrusnoten gibt. Gleich danach kommt aber die Schokolade wieder hervor, die sich nun etwas mehr in Richtung Milchschokolade und Nougat entwickelt. Dahinter verbergen sich kräuterig-würzige Noten, die aber sehr dezent bleiben. Danach folgt die Rye Edition 2, die fünf Jahre lang in Rotweinfässern gereift ist. Anders als bei vielen anderen Rye Whiskys steht hier nicht der Roggen im Vordergrund, sondern es strömen zunächst die fruchtigen Noten aus dem Rotweinfass in die Nase. Erst dahinter taucht der Roggen auf, der sich nun gut mit Vanillepudding und Karamell verbindet. Am Gaumen geht die Fruchtigkeit deutlich zurück und die übrigen Aromen kommen stärker zum Vorschein. Obwohl der Whisky insgesamt deutlich stärker wirkt als die drei Vorgänger, bleibt er im Abgang cremig, ohne dabei die würzige Komponente zu verlieren.

Nach der üblichen Pause, in der es auch einige Eindrücke vom neuen Gelände der Brennerei gab, kommt der Distillers Choice Sherry Cask ins Glas, der ebenfalls wieder acht Jahre reifen durfte und gerade erst im November erschienen ist. Die würzigen und fruchtigen Aromen aus dem Sherryfass sind präsent, obwohl es sich um Second Fill Fässer handelt. Mit der Zeit werden die würzigen Noten immer intensiver, werden aber gleichzeitig von Karamell begleitet. Am Gaumen kommt zu den genannten Noten noch eine Mischung aus dunklen Kakao und intensiven Espresso hinzu. Auch der sechste Whisky des Abends ist ein Distillery Choice, der aber diesmal zehn Jahre alt ist. Der Smoky stammt aus Rotwein- und Islay-Fässern. Dieser ist entstanden, weil Hans-Gerhard gerne eine Abfüllung mit Torfeinfluss hätte, seine befreundete Mälzerei aber nicht mit Torf arbeiten kann und möchte. Deshalb hat er sich Islay-Fässer besorgt, die für den torfigen Einfluss sorgen sollten. Von den zehn Reifejahren hat der Whisky rund vier Jahre im Islay-Fass verbringen dürfen. Tatsächlich bleibt der Torf vergleichswiese dezent und überlagert die fruchtigen Noten des Whiskys nicht. Am Gaumen gibt tatsächlich für meinen persönlichen Geschmack zu viele medizinische Noten, erst danach kommen erdige Noten, Kräuter und Früchte zum Vorschein. Das vermutlich von Laphroaig stammende Fass hat hier aus meiner Sicht das Rotweinfass leider etwas überlagert. Islay-Finishes und ich werden vermutlich keine besonders guten Freunde mehr werden.

Als vorletzten Whisky des Abends folgt der Barrel Proof, der ebenfalls acht Jahre alt ist. Dieser reifte in drei Teilen, wobei der erste Teil mit einem Anteil von mindestens 80% aus dem Bourbon-Fass mit Finish im Port-Fass stammt, dazu kommt ein Anteil aus dem Rotweinfass sowie ein Anteil aus dem Bourbon-Fass. Die Nase bietet einen enorm spannenden Mix aus roten Früchten, viel Karamell, viel Vanille und besonders vielen Rosinen. Am Gaumen kommt zunächst die Süße ganz deutlich zum Vorschein, erst danach tauchen die Fruchtaromen und die Rosinen wieder auf. Dahinter kommt süßer Kakao zum Vorschein, der durch eine ganz leichte Orangennote begleitet wird. Zum Abschluss kommt dann die Emmer Edition 3 ins Glas, die aus dem Rotweinfass stammt und mich schon bei meinem Besuch vor Ort im Herbst 2021 absolut überzeugen konnte. Die Nase bietet hier einen spannenden Mix aus Kirschen, Marzipan, Biscuit und Eiche. Durch die cremige Note in der Nase fühle ich mich an ein schwedisches Prinzesstörtchen erinnert, nur dass es hier mehr Würze gibt. Letztere kommt am Gaumen noch deutlicher durch, ohne dabei die übrigen Noten zu überdecken. Die Eiche bleibt letztlich am längsten hängen. Das war ein wirklich würdiger Abschluss eines sehr spannenden Tastings.

Ich wurde freundlicherweise kostenlos von Simple Sample zu diesem Online-Tasting eingeladen.

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