Sonntag, 23. Juli 2023

Präsentation des Ryelaw aus der Inchdairnie Distillery im Whiskyplaza Hamburg

Mitte Juli wurde im Hamburger Whiskyplaza das Erstlingswerk der Inchdairnie Distillery aus der Region Fife ungefähr 30 Autominuten nördlich von Edinburgh vorgestellt. Hierfür lud der deutsche Importeur Kammer Kirsch mit Inhaber Gerald Erdrich und Vertriebsleiter Florian Weiß nicht nur zahlreiche bekannte Gesichter aus der deutschen Whiskyszene ein, sondern sorgte auch dafür, dass der Gründer der Destillerie, Ian Palmer, sich persönlich unter die anwesenden Gäste mischte. Die Abfüllung trägt den Namen Ryelaw und wurde aus Single Farm Roggen (53%) und Gerste (47%) gebrannt. Fünf Jahre durfte der Whisky in New Oak Casks mit Char Level 3 reifen, bevor er im letzten Jahr in die Flasche kam und nun endlich den Weg nach Deutschland gefunden hat. Natürlich wäre eine Präsentation im Whiskyplaza aber nicht vollständig, hätte es nicht auch ein wie immer grandioses Dinner gegeben, das zudem noch von spannenden Cocktails begleitet wurde, die mit dem Ryelaw gemixt wurden.


Nach dem spannenden Begrüßungs-Cocktail Ryeball, der neben dem Ryelaw auch Rhabarberlimonade, Tonka, Zitrone und Veilchen enthielt, gab es eine kurze Begrüßung durch Florian Weiß und Gerald Endrich, aber vorrangig sollte natürlich Ian Palmer zu Wort kommen. Er erzählte uns von seinen Ideen, wie die Brennerei entstanden ist und warum man sich für Fife als Standort entschieden hat. Das ist ganz einfach, denn jeder verbindet einen bestimmten Stil mit Abfüllungen z.B. von Islay oder aus der Speyside. Die Region Fife ist aber relativ frei von Assoziationen, so dass man hier einen optimalen Standort wähnte, um einen wirklich eigenen Stil zu kreieren. Hierfür kommt ausschließlich lokales Getreide zum Einsatz, das je nach Jahreszeit variieren soll, um auch den Gedanken der Nachhaltigkeit zu fördern. Zudem wird zweifach destilliert, allerdings kommt im zweiten Brennvorgang eine Lomond Still zum Einsatz. Darüber hinaus wird zuvor eine Hammer Mill verwendet, um dem Getreide noch mehr Aromen zu entlocken. Dass außerdem das Flaschendesign sehr besonders ist und in Paris entworfen wurde, wobei viele kleine Details zu entdecken sind, hebt Ian Palmer ebenfalls hervor, ist für mich aber eher zweitrangig, denn der Inhalt ist für mich deutlich wichtiger als die Verpackung.

Im Vordergrund stehen für Inchdairnie die 3 Ms, nämlich Material, Method und Maturation, somit also die drei Grundbausteine, die auch die Scotch Whisky Association benennt. Beim Material wird Wert auf Qualität gelegt, das gilt genauso für die Fässer wie auch für das lokale Getreide, welche dann eine gemeinsame Einheit bilden sollten. Bei der Methode sollen neue und traditionelle Wege verbunden werden, daher der Einsatz der Hammer Mill und der Lomond Still im zweiten Brennvorgang. Die Reifung, also Maturation, soll den Whisky begleiten, aber nicht überlagern. Für den Ryelaw wurden daher ausschließlich New Oak Casks verwendet, für die Zukunft werden aber für andere Abfüllungen mit anderen Zusammensetzungen in Bezug auf das Getreide auch andere Fassarten zum Einsatz kommen. Wichtig ist, dass Getreide, Reifezeit und Fass eine optimale Einheit bilden.

Aber wie schmeckt denn nun eigentlich der Ryelaw, der mit EUR 120,- nicht unbedingt zum Schnäppchenpreis auf den deutschen Markt gekommen ist? In der Nase ist der Roggen deutlich dezenter, als ich es erwartet hätte. Tatsächlich ergibt sich hier eine schöne Einheit aus Roggen, Honig, Haselnuss und heller Schokolade. Trotz des Einsatzes neuer Eichenfässer bleibt die Eichennote dezent im Hintergrund. Auch am Gaumen startet der Whisky zunächst mit Honigsüße, bevor dann ein ganz dezentes Fruchtaroma auftaucht, das aber schnell wieder Platz für Nüsse, nun dunkleren Kakao und deutlich prägnantere Eichennoten macht. Vor allem Eiche, Nuss und Schokolade bleiben dann mit einer getreidigen Süße auch lange am Gaumen hängen. Der Whisky zeigt sich dabei sehr gefällig und wird auch beim zweiten Glas noch lange nicht langweilig.

Der Abend im Whiskyplaza bot aber natürlich noch deutlich mehr, denn das Dinner stand dem tollen Whisky in nichts nach. Zum Auftakt gab es ein vermutlich tolles Rindertatar, da ich aber absolut kein Zwiebelfreund bin, musste ich dieses an meine Tischnachbarn abtreten (die sich später mit Cocktails revanchierten). Der gebeizte Hering im zweiten Gang auf Brioche traf da schon deutlich mehr meinen Geschmack. Hier hätte ich mich wiederum gerne bei meinen Nachbarn bedient, aber auch in meinem Umkreis erfreute sich dieser Gang außerordentlicher Beliebtheit. Das folgende Roggenrisotto mit confiertem Eigelb und Wildkräutern war genauso hervorragend wie der anschließende Hauptgang, der aus einem dunklen Hähnchenragout mit Reis bestand. Und da für ein Dessert immer Platz ist, gab es dann noch eine Quarkmousse mit Waldbeersorbet, das ich jederzeit wieder bestellen würde. Wer also mal in Hamburg zu Gast ist, sollte unbedingt im Whiskyplaza vorbeischauen. Nicht nur die Whiskykarte ist hier überragend, auch die Küche gehört für mich zum absolut besten, was Hamburg zu bieten hat.

Der Ryelaw macht sich aber nicht nur pur oder im bereits erwähnten Ryeball gut, es gab auch noch drei weitere Cocktails, die vom Whiskyplaza-Team hervorragend zubereitet wurden. Beim Over the Law wurde der Ryelaw durch Wassermelonensaft, Litschi, Minze, Zitrone und Vanillebitter ergänzt. Das ergibt einen sommerlichen Drink, der jeder Terrasse gut zu Gesicht steht. Der Manhattan gehört eher nicht zu meinen bevorzugten Drinks, hier kam er in Kombination mit dem französischen Wermut Noilly Prat, Antica Formula und Angostura Bitter auf den Tisch. Freunde werden der Manhattan und ich nicht mehr, aber das lag sicherlich nicht am Whisky. Gefreut habe ich mich aber über gleich drei leckere Cocktail-Kirschen. Bevor es für meine Frau und mich nach Hause ging, musste natürlich auch noch ein Old Fashioned mit Zucker und Angostura Bitter probiert werden. Das war für mich ein Klassiker, der den tollen Abend im Whiskyplaza hervorragend abschloss. Mein Dank geht daher an Ian Palmer, der extra für diesen und den folgenden Abend in Berlin nach Deutschland gekommen ist, und uns auch am Tisch noch spannende Geschichten erzählte, an Flo und Gerald von Kammer Kirsch für die Einladung und die Organisation sowie an das grandiose Team vom Whiskyplaza, das uns diesen tollen Abend ermöglicht hat! Nur selten hat ein Montag so viel Spaß gemacht!

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