Donnerstag, 19. August 2021

Online Tasting STARWARD Distillery mit Gründer David Vitale (Simple Sample)

Vor einigen Tagen luden die Jungs von Simple Sample mal wieder zu einem Online Live Tasting ein - und das auch diesmal mit wirklich hochkarätiger Unterstützung. Zwar musste Whisky Druide Michel Reick seine Teilnahme kurzfristig absagen, mit Patrick Ahluwalia hat Importeur Kirsch Whisky aber einen ausgesprochen guten Ersatz ins Rennen geschickt. Der große Star des Abends war aber neben dem Whisky der australischen Starward Distillery deren Gründer David Vitale, der live aus Seattle zugeschaltet wurde. Dort hält er sich auf, weil er mit den Tropfen aus seiner vor 15 Jahren gegründeten Destillerie nun auch den amerikanischen Markt erobern will. Er verriet uns aber auch, dass es noch einen weiteren großen Vorteil hat, wenn er sich in den USA aufhält. So kann er nach US-Zeit morgens Tastings in Europa begleiten, tagsüber seinen Whisky in den USA promoten und abends dann wieder den australischen Whisky-Fans zur Verfügung stehen. Meine Frau und ich begnügen uns diesmal mit nur einem Starward-Tasting an diesem Tag, das hatte mit seinen fünf tollen Abfüllungen aber auch so schon eine ganze Menge zu bieten.


Den Start macht der Left-Field, der exklusiv in Europa erhältlich ist. Laut David ist dieser Whisky der Fingerabdruck der Destillerie, denn er zeigt, wofür Starward steht. Ich habe diesen Whisky bereits vor einigen Wochen ausführlich vorgestellt und war im Tasting wieder genauso begeistert wie damals. Nach nur drei bis vier Jahren Reifung - allerdings im von hohen Temperaturschwankungen geprägten Melbourne - haben sich viel Süße, Beeren, Kirschen, Trauben und Zuckerwatte entwickelt. Am Gaumen kann man außerdem Orangen mit einer leichten Säure sowie eine angenehme Würze erkennen. Der Angels Share liegt in Melbourne mit rund 5% recht hoch, aber es verdunsten Alkohol und Wasser in fast gleicher Menge, so wirkt der Whisky schon nach kurzer Zeit deutlich älter, als er tatsächlich ist. Es ist daher wichtig, dass schon der New Make gut mit dem Fass harmoniert, weil das australische Klima einfach weniger Zeit zum Reifen lässt. Während andere Destillerien ein New Make produzieren, das für David wie ein Pils ist, vergleicht er das New Make von Starward gerne mit einem kräftigeren Pale Ale. Das passt für ihn dann besonders gut zu den größtenteils verwendeten Rotweinfässern.

Beim zweiten Whisky des Abends war es das Ziel, einen möglichst ausgewogenen Whisky zu kreieren. Mit dem Nova ist eine Abfüllung herausgekommen, für die gleich 26 verschiedene Fasstypen zum Einsatz kamen, die alle sehr frisch nach dem Entleeren mit New Make befüllt wurden. Schon direkt beim ersten Schnuppern am Glas wird klar, dass dieser Whisky zwar nur 1% mehr als der Left-Field hat, aber dabei deutlich tiefer wirkt. Neben einem süßen Fruchtmix gibt es in der Nase Vanille, Eiche, rote Beeren und sogar etwas Schokolade, wobei es scheinbar mit der Zeit immer süßer zugeht. Am Gaumen wird es dann intensiv-fruchtig mit roten Beeren, fruchtigem Rotwein, Vanille, Würze und einer Mischung aus Schokolade, Zimt und Cappuccino. Während wir den Whisky genossen, erläuterte uns David außerdem noch, wie er auf den Namen Starward gekommen ist. Wichtig war ihm, dass seine Destillerie und das Auftreten modern wirken, gleichzeitig wollte er sich von der "alten Whiskywelt" abgrenzen, wo oftmals Tiere, Orte oder Personen im Markennamen auftauchten. Nach dem Motto "Reaching for the Stars" entstand so die Idee für Starward.

Dass dieses moderne Auftreten auch damit einhergeht, dass man immer offen für neue Ideen ist, zeigt die Projects-Reihe. Aus dieser durften wir den Dolce probieren, den ich ebenfalls schon einmal ausführlich an dieser Stelle vorgestellt habe. Hier kam ein Fass zum Einsatz, das einen Süßwein enthielt, der der australischen Version eines Marsala entspricht. Da Davids Vorfahren aus Sizilien stammen, liegt ihm die Region, aber auch dieser Süßwein am Herzen. In Anlehnung an diese Geschichte erhielt der Whisky dann auch seinen italienischen Namen. In der Nase habe ich hier Marshmallows, Erdbeeren, Nüsse und viel Süße entdecken können, am Gaumen blieben diese Aromen grundsätzlich erhalten, wurden aber noch durch Mandeln, Marzipan, Apfel und etwas Eiche unterstützt. Der nachfolgende Fortis kam dann etwas kräftiger daher. Während David den Nova gerne mit einem ganzen Orchester vergleicht, sind die anderen Whiskys eher die einzelnen Instrumente. Dem Fortis fällt dabei eher die Rolle einer Pauke zu. In der Nase gibt es Vanille, leichte Eichennoten, Karamell, Rosine und Pflaume. Am Gaumen präsentiert er sich zwar zunächst wieder etwas süßer mit viel Vanille, Karamell und Zuckerwatte, aber im Abgang zeigt er wieder seine Kraft mit sehr präsenter Würze, die nur leicht von Kakao und dezenten Früchten unterstützt wird. Man merkt dem Whisky an, dass die Rotweinfässer hier aus amerikanischer Eiche gefertigt sind.

Überhaupt sind die Fässer ein großes Thema bei Starward. Zwar sind auch einige andere Fasstypen wie PX, Sherry, oder Ex-Lagavulin Fässer entweder schon vorhanden oder im Zulauf, zum allergrößten Teil wird aber auf Rotweinfässer gesetzt. Und allein da ist die Bandbreite bei australischem Rotwein schon riesengroß, denn schon damit könnte David jede Woche eines Jahres ein Einzelfass abfüllen und hätte am Ende noch immer nicht alle Fasstypen durch. Schließlich gibt es in Australien sechs Weinregionen und die Fässer können als feuchte Fässer verwendet oder ausgebrannt werden. Außerdem können Barriques und Hogsheads verwendet werden, so dass die Bandbreite enorm groß ist. Beim finalen Single Barrel Cask 12192 The Barossa Valley wurden allerdings die Fasstypen verwendet, die ca. 30 bis 40% des Bestandes von Starward ausmachen. Nach einer ersten Reifung im frischen Fass erfolgte ein Finish in einem frisch ausgebrannten American Oak Barrel. Rote Beeren, Vanille, Kakao, Nougat und würzige Aromen bestimmen hier die Nase. Geschmacklich stehen dann Würze und Kakao noch mehr im Vordergrund, trotzdem bleiben Beerenaroma und Kirsche weiter präsent. Besonders der Kakao zieht sich aber sehr lange in den Abgang hinein.

Zum Abschluss verriet uns David noch, dass das für den letzten Whisky verwendete Fass zuvor vom Weingut für ca. zwei bis drei Vintages genutzt wurde, wobei ein Vintage in etwa einem Jahr entspricht. Man kann also davon ausgehen, dass das Fass knapp drei Jahre lang mit Rotwein befüllt war. Grundsätzlich kommen aber zum Teil auch Fässer zum Einsatz, die nur ein Vintage mitgemacht haben. Sehr alte Fässer dagegen werden eher selten verwendet, weil sie kaum noch Aroma abgeben. Außerdem verriet er uns noch, dass er maßgeblich von fünf Whiskys beeinflusst wurde. Das waren Johnnie Walker Black Label, Wild Turkey, Makers Mark, Balvenie Double Wood und Laphroaig. Diese Einflüsse möchte er gerne auch in seinen Whiskys bei Starward aufleben lassen, was für mich aufgrund der intensiven Aromen und den würzigen Einflüssen sehr gut gelingt. So endete dann dieser wirklich sehr unterhaltsame Abend nach rund zwei Stunden. Mir hat es richtig viel Spaß gemacht, David bei seinen Geschichten zuzuhören. Dazu kommt aber natürlich auch, dass wir fünf wirklich richtig spannende Whiskys ins Glas bekamen, die mir ausnahmslos sehr gut gefallen haben. Ich werde die Entwicklung von Starward auf jeden Fall sehr interessiert im Auge behalten.

Übersicht der verkosteten Whiskys:

Starward Left-Field, Australian Single Malt Whisky, NAS, 40%, EUR 35,- (0,7l)
Starward Nova, Australian Single Malt Whisky, NAS, 41%, EUR 50,- (0,7l)
Starward Dolce (Projects), Australian Single Malt Whisky, NAS, 48%, EUR 80,- (0,5l)
Starward Fortis, Australian Single Malt Whisky, NAS, 50%, EUR 70,- (0,7l)
Starward Single Barrel Release Cask 12192 The Barossa Valley, Australian Single Malt Whisky, 4yo (2016/2020), 57,8%, EUR 85,- (0,7l)

Ich wurde freundlicherweise kostenlos von Simple Sample zu diesem Tasting eingeladen.

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