Freitag, 9. September 2022

Messebericht Köpenicker Whiskyfest Tag 2 (inkl. Tastings vom Whiskyhort und Scotch Universe/Best Dram)

Zur Stärkung für den zweiten Messetag in Köpenick ging es erst einmal zu einem ausführlichen Frühstück ins Mokkafee in der Altstadt, danach folgte die obligatorische Shopping-Tour durchs Forum. Ebenfalls schon Tradition hat dann auf dem Rückweg ein Stopp im indischen Restaurant Ajanta, das eher unscheinbar aussieht, aber wirklich tolle Gerichte zu günstigen Preisen auf den Teller zaubert. Ab 14:00 Uhr stand dann aber wieder der Whisky im Vordergrund, denn dann öffneten die Tore der Freiheit 15 für die Besucher, von denen am Samstag deutlich weniger in der Schlange standen, als dies noch am Freitag der Fall war. Das mag einerseits der Tatsache geschuldet sein, dass zeitgleich in unmittelbarer Entfernung Union Berlin gegen die Bayern zum Spitzenspiel der Bundesliga antrat, andererseits bietet der Samstag mit zwei Stunden zusätzlicher Öffnungszeit etwas mehr Entzerrung. Viele Besucher waren dann ab dem späten Nachmittag trotzdem auf dem Gelände unterwegs. Schon am Freitag hatten wir uns für das kurzfristig noch ins Programm der Messe aufgenommene Tasting mit Exklusivabfüllungen vom Whiskyhort angemeldet. Ganz spontan kam dann am Samstag noch ein Whisky Druid Tasting mit Abfüllungen von Scotch Universe und Best Dram hinzu, das wir natürlich ebenfalls nicht auslassen konnten.


Unser erster Weg führte uns aber zunächst zu Lantenhammer, wo natürlich auch die Abfüllungen, die unter dem Label Sild auf den Markt kommen, zu finden waren. Ich entschied mich hier für den Heritage, der mich tatsächlich nicht ganz überzeugen konnte. Mir hatte der Whisky zu wenig Charakter und wirkte mit klassischen Malz- und Karamellnoten tatsächlich etwas zu eindimensional. Das mag aber auch Tagesform gewesen sein, vielleicht hätte ich den Whisky an einem anderen Tag als guten Einsteiger wahrgenommen. Meine Frau ließ sich den Triple Cask einschenken, der zwar einen ähnlichen Grundcharakter hatte, aber durch seine fruchtigen Elemente deutlich mehr zu bieten hatte als der Heritage. Sehr positiv überrascht hat mich im Anschluss der Benromach Contrasts Cara Gold Malt. Untypisch für Benromach ist, dass dieser Whisky ungetorft ist, das Malz ist dafür eigentlich ein typisches Biermalz. Das ergibt dann einen cremigen Tropfen mit tollen Vanille- und Karamellnoten, die aber deutlich mehr Tiefe zu bieten hatten, als dies beim Heritage von Sild der Fall war.

Natürlich durfte auch ein Besuch bei der Sauerländer Edelbrennerei nicht fehlen, denn wie schon in der Woche zuvor bei der Just Whisky in Hamburg hatten sie wieder ein kleines 30l-Fass exklusiv für die Messe dabei. Diesmal handelte es sich um ein Moscatel-Fass, das wirklich einen tollen Mix aus dunklen Früchten, Süße und würzigen Aromen zu bieten hatte. Für mich sind die Sauerländer gemeinsam mit einigen anderen Brennereien wirklich ganz vorne mit dabei, wenn es um tollen Whisky aus Deutschland geht! Am Nachbarstand bei Dramfool ließ ich mir einen ungetorften Bruichladdich aus einem Rivesaltes Barrique einschenken, der ein echtes Brett war! Tolle, langanhaltende Fruchtaromen machen diesen Whisky aus, der aber bei einem Alter von 11 Jahren und einem Preis von EUR 199,- wahrlich kein Schnäppchen ist. Wer aber auf fassstarke Laddies mit deutlichem Fasseinfluss steht, der sollte auf jeden Fall mal nach einem Sample Ausschau halten.

Anschließend ging es dann ins Tasting-Doppel vom Whiskyhort und dem Whiskydruiden. Auf einem kleinen Boot direkt am Anleger der Freiheit 15 erwartete uns zunächst Olaf Fetting in kleiner Runde mit gerade einmal fünf Teilnehmern. Das ist natürlich für den Hort sehr schade, denn die vorgestellten Tropfen hätten sicherlich mehr Aufmerksamkeit verdient, gleichzeitig ist es für uns als Besucher natürlich auch immer toll, ein Tasting in so kleiner Runde erleben zu können. Den Anfang machte ein Mortlach von den Old Cask Mates, der für Flickenschild und den Whiskyhort abgefüllt wurde. In der Nase gab es Vanille, Zuckerwatte und ganz dezente Fruchtnoten, die am Gaumen durch leichte Kräuter ergänzt wurden. Dieser Whisky passte mit seinem Charakter perfekt zu dem lauen Spätsommerabend am Wasser. Es folgte ein 19 Jahre alter Wardhead (Tea-Spooned Glenfiddich), der auf Basis der Age of Discovery-Reihe von Glenfiddich entstanden ist, allerdings in Fassstärke daherkommt. Nach der Reifung im Rotweinfass folgte ein Finish für 1,5 Jahre in rund 30 Jahre genutzten Trockenbeerenauslesefässern, die kurzzeitig aber auch einen Port Charlotte enthielten. Das sorgt dafür, dass es neben Trockenfrüchten, Rosinen und Kaffee auch einen leichten Rauch in der Nase gibt. Am Gaumen wird es dann sehr fruchtig, wobei es ein extrem spannendes Zusammenspiel aus den trockenen Rotweinnoten und den sehr süßen dunklen Beeren gibt.

Der folgende Tomatin aus dem Tempranillo Barrique wurde wieder gemeinsam mit Flickenschild ausgewählt. Hier gab es am Gaumen zunächst gebrannte Mandeln, Nüsse und Rosinen, bevor dann am Gaumen süße Beeren mit ins Spiel kommen. Diesen Whisky habe ich an dieser Stelle vor Kurzem schon einmal ausführlich vorgestellt. Das Finale bestritt dann ein 16 Jahre alter Ledaig aus dem Bourbonfass, das in der Nase cremig-süße Karamellbonbons zu bieten hatte, die aber mit öligen Mechanikerhänden ausgepackt wurden. Auch am Gaumen geht es vanillig und süß los, erst mit etwas Verzögerung kommt dann der dreckige Rauch durch. Vom Boot machten wir uns dann auf den Weg zum großen Saal, der etwas besser gefüllt sein sollte, denn der Druide hatte rund 20 Gäste für sein Tasting begeistern können. Und weil das für einen Druiden allein zu viel Arbeit ist, hat er sich mit Cordula eine Hexe zum Befüllen der Gläser als Unterstützung mitgebracht. Wir starteten mit dem Orion I, einem elf Jahre alten Clynelish aus einem First Fill Bordeaux Fass, der mit entsprechend trockenen Rotweinaromen, roten Früchten und einer leichten Würze startet. Am Gaumen bleibt es trocken, aber es kommen auch würzige Noten und Karamell mit ins Spiel.

Mit dem Box Nebula II folgte ein für den Whisky Druiden ungewöhnlicher Whisky in der Scotch Universe Reihe, denn der zwölf Jahre alte Blair Athol, der sich dahinter verbirgt, hat kein Finish erhalten, sondern reifte komplett im First Fill Oloroso Butt. In der Nase gibt es dunkle Früchte, Rosinen und viel Würze, die am Gaumen von herber Schokolade, Mokka und Nüssen ergänzt wird. Danach folgte der Wechsel zu einer anderen Abfüllungsreihe vom Druiden, nämlich zu Best Dram. Vom zehn Jahre alten Glen Garioch aus dem Amarone Fass hatte ich am Vortag schon einen kleinen Probierschluck, heute wurde mein würziger Eindruck bestätigt. Dazu kamen aber in der Nase deutlich Zitrusnoten, rote Früchte und etwas Kakao, am Gaumen wird es dann fast schon weihnachtlich mit Mandarinen, Gewürzen und Lebkuchenherzen mit Fruchtfüllung. Das Finale bildete dann ein deutlich stärker als im Standard getorfter 13 Jahre alter Ardmore, der aus einem PX Fass stammt. Hier stehen rauchige Noten klar im Vordergrund, es gibt aber auch Erdnussflips, Karamell und dunkle Schokolade. Am Gaumen geht es sehr süß los, bevor dann der Rauch wieder durchschlägt. Zu den Aromen aus der Nase gesellt sich nun noch etwas Erdnussbutter. Ich bin ja eher kein großer Fan von Ardmore, in dieser Kombination gefällt mir das dann aber doch sehr gut.

Zum Ende der Messe habe ich noch einige Zeit am Stand von Dramfool verbracht, die wirklich tolle Abfüllungen am Start hatten. In Kürze wird uns hier uns hier noch ein fruchtig-rauchiger Caol Ila erwarten, der aus einem Bordeaux-Fass stammt, das zuvor einen Port Charlotte enthielt. In den nächsten Wochen werde ich an dieser Stelle noch einige Abfüllungen von Dramfool ausführlich vorstellen, denn ich habe einige Tropfen mit nach Hause genommen. Damit ging dann eine wirklich wieder gelungene Messe zu Ende. Zwar gab es einige Kritikpunkte, auf die ich in meinem Bericht zum ersten Messetag bereits eingegangen bin, trotzdem haben wir die beiden Tage in Köpenick in dieser tollen Location bei hervorragendem Wetter, mit tollen Drams im Glas und mit vielen Gesprächen mit Freunden, Bekannten und Ausstellern sehr genossen. Es bleibt dabei, dass Köpenick am ersten Wochenende im September immer eine Reise wert ist.

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