Whisky aus Skandinavien erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Auch ich bin vom Fieber angesteckt und habe zuletzt einige tolle Brennereien in Dänemark besucht. Eine hat es mir dabei besonders angetan, dabei handelt es sich um Thy aus dem Norden Dänemarks. Für diese Farm Distillery, die ausschließlich in Bio-Qualität produziert, war ich zuletzt aushilfsweise auf Messen mit am Stand, habe eine deutschsprachige Facebook-Seite gegründet und denke gerade darüber nach, mir einen zweiten Fass-Anteil aus dem Cask Share Programm für Deutschland zuzulegen. In der zweiten Auflage der Nordic Casks von Berry Bros & Rudd ist Thy ebenfalls vertreten und hat mit Stauning aus Dänemark, Smögen aus Schweden und Teerenpeli aus Finnland namhafte Mitstreiter. Dazu gestellt sich mit dem Vindöga ein Blend, der sich aus mehreren nordischen Whiskys zusammensetzt. Schon beim Lesen dieses tollen Lineups läuft mir das Wasser im Mund zusammen und ich bin sehr froh, dass Tobi von Barleymania sein Sample-Paket mit mir geteilt hat.
Den Auftakt zur Reise durch Europas Norden macht ein Thy von 2019, wobei man sagen muss, dass eines der beiden verwendeten Fässer sogar schon aus dem Jahr 2017 stammt. In der Nase ist der typische Buchenrauch sehr gut erkennbar, dazu kommen aber auch dunkle Früchte und kräftige Holzaromen. In den offiziellen Notes wird der Whisky sogar mit einem gereiften Mezcal verglichen, was ich gut nachvollziehen kann. Geschmacklich gibt es Nüsse, dunkle Schokolade und Zitrusaromen, die sich mit dem speckigen Buchenrauch mischen. Winterliche Gewürze, bei denen Zimt im Vordergrund steht, runden das spannende Profil ab. Von Dänemark geht es dann nach Schweden zur Smögen Distillery und hier geht es noch dichter an den Grill als zuvor bei Thy. Rauch und maritime Noten werden durch Limetten und Schinken ergänzt. Am Gaumen wird es dann überraschend fruchtig, denn zu den weiterhin vorhandenen torfigen Noten kommen nun auch Aprikosen, Pfirsiche und Birnen. Dunklere Früchte lassen sich ebenfalls erahnen, allerdings bleibt der Mix aus Rauch und süßen Noten ganz klar dominant.
Danach geht es weiter nach Finnland zu Teerenpeli mit einer Abfüllung aus dem Oloroso Hogshead. Süße Honignoten dominieren die Nase, werden aber auch von Lebkuchen und Früchten begleitet. Dabei stehen vor allem Äpfel, Feigen, Galiamelone und Orange im Vordergrund. Ähnlich ist es auch am Gaumen, denn auch hier gibt es eine süße Mischung aus Honig und Karamell, dazu kommen intensive Orangen und ein leicht nussiger Einschlag. Eine sehr spannende und leckere Mischung! Im Anschluss geht es zurück nach Dänemark, diesmal allerdings zu Stauning mit einem Single Rye Whisky aus dem Moscatel Hogshead. Flüssiger Honig auf Roggenbrot strömt gleich zu Beginn ín die Nase, dazu gibt es aber auch Karamell und einen Liebesapfel sowie gebrannte Mandeln. Ähnlich bleibt es auch am Gaumen, allerdings kommt zu den fruchtig-süßen Aromen hier noch eine deutliche Würze, die sich aus Roggen, Pfeffer und Lakritz zusammensetzt.
Der finale Blended Nordic Malt setzt sich aus Fässern von Smögen, Fary Lochan, Teerenpeli, Mosgaard und High Coast zusammen. Die Reifung erfolgte im Sherry Cask. In der Nase gibt es hier ein gerade ausgebranntes Lagerfeuer in Kombination mit dunklen Früchen und schweren Sherry-Aromen. Feigen und Kirschen mischen sich mit Zimt, Muskat und Pfeffer. Am Gaumen kommt zunächst die fruchtige Süße ganz deutlich zum Vorschein, bevor dann aber die Gewürze zusammen mit dunkler Schokolade und Haselnüssen das Kommando übernehmen. Insgesamt haben mir alle fünf Abfüllungen sehr gut gefallen, wobei vor allem Thy und Smögen mit ihren durchaus unterschiedlich rauchigen Noten eine Nasenlänge vor den übrigen Tropfen ins Ziel kommen. Preislich sind alle fünf Abfüllungen leider recht ambitioniert, aber wenn es rein um den Inhalt der Flaschen geht, macht man hier mit keinem der Tropfen etwas falsch.
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